Der russische Onkel

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heroemil Avatar

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Die Leseprobe hat mich schon aufgrund der Milieubeschreibungen neugierig gemacht. Diesem Schreibstil ist der Autor treu geblieben. Insofern hat das Buch meine Erwartungen erfüllt.
Die Geschichte an sich ist auf jeden Fall der Stoff für einen atemberaubenden Krimi. Ein simpler Mordfall, der sich schnell bis in die dunkelsten Bereiche des organisierten Verbrechens ausweitet. Da bietet der Autor dann auch prompt die ganze Palette von der brutalsten Schlägerei bis hin zum Kindesmissbrauch. Was fehlte, war kriminalistische Finesse, denn leider ebbte die Spannung schnell ab. Außerdem wurde die Orientierung durch den permanenten Perspektivwechsel und nicht zuletzt durch die aus dem Zusammenhang gerissenen Rückblenden erschwert.
Die Protagonisten konnten mich nicht in ihren Bann ziehen. Das Verhalten des Milo Novic hat mich zeitweise sogar irritiert. Auch das Verhältnis zwischen Novic und Seiler wirkt auf mich irgendwie befremdlich. Von Teamarbeit ist eher wenig zu spüren. Überhaupt plättscherten die eigentlichen Ermittlungen mehr schlecht als recht dahin. Da war der brutale russische Maffia-Onkel Iwanow für den Autor dann doch wichtiger als kriminalistischer Spürsinn.
Und die Geschichte der pubertären Elise kann ich überhaupt nicht recht unterbringen. Sie läuft Gefahr, ebenfalls nach Russland verschleppt zu werden, entkommt dann auf wunderbare Weise diesem Schicksal. So weit, so gut, das passt ja zum Thema. Aber die Teenager-Liebelei mit .Aljoscha hätte der Autor sich sparen können.
Der Schreibstil des Alex Pohl ist jedenfalls flüssig und kurzweilig. Für weitere Folgen wünsche ich mir jedoch ausdrucksstärkere Charaktere der Protagonisten. So ist es für mich nur ein ungewürzter Kriminalroman.
Für Leser, die Action mögen ist dieser Roman richtig. Für mich wäre weniger Brutalität mehr gewesen.