Widersprüchliches Empfinden

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ilonar. Avatar

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Es kann einem schon frostig werden bei diesem „Eisigen Geheimnis“ und das im übertragenen Sinne.
Grace, 18jährig, aufgewachsen bei Tante und Onkel, gerade genesen von einer schweren Herzoperation, beobachtet den heimtückischen Mord an einer Frau, die sich Grace Wohnhaus nähern will. Auf den sofort herbeigerufenen Rettungswagen muss Grace lange, zu lange, warten und begibt sich selbst hinaus zu der niedergestochenen Frau. Sie erkennt ihre Mutter, die sie im Alter von damals sieben Jahren allein bei der Tante zurückgelassen hat. Seither gab es keinen Kontakt mehr und auch jetzt reicht es nur noch für wenige Worte, bevor die Mutter an den Folgen der Messerattacke verstirbt.
Schon vor 11 Jahren gab es in dieser tristen Kleinstadt Collier im Norden Montanas einen ungeklärten Mord, damals wurden vier osteuropäische Mädchen tot aufgefunden, der Fall wurde nie aufgeklärt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil den Ermittlern von damals, Detective Macey Greeley und Ray Davies von der Montana State Police, eisiges Schweigen der Menschen begegnete. Nicht anders verhält es sich jetzt in diesem Fall und vor Ort ermittelt wieder Macey, wenn auch mit Widerwillen.
Die Spannung des Anfangs, die mich in der Leseprobe für das Buch eingenommen hat, kann die Autorin leider nicht über gesamten Roman aufrecht erhalten. Gerade im Mittelteil plätschert die Story eher vor sich hin und man hat gar nicht den Eindruck, einen Krimi zu lesen.
Auch wenn die Charaktere der verschiedenen Personen größtenteils sehr gut gezeichnet werden, lenken doch viele Nebenbei-Figuren und Nebenbei-Handlungen von der eigentlichen Geschichte ab. Hier hätte ich mir eine deutlich stärkere Gewichtung gewünscht.
Thematisch geht es um Menschen-, um Mädchenhandel und um Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Nicht zuletzt Grace ist durch solche Ereignisse, an die sich nicht mehr wirklich erinnern kann, zutiefst verstört. Entsprechend verhält sie sich gegenüber Macey und diese merkt sehr schnell, dass es um sehr viel mehr in Graces Vergangenheit geht, als diese sich eingestehen kann.
Und es geht um die Vergangenheit eines ganzen Ortes und der dort lebenden Menschen.

Das Buch lässt mich nachdenklich und mit widersprüchlichen Eindrücken zurück. Auch wenn ich es bis auf den Spannungshänger im Mittelteil recht zügig und auch gern gelesen habe, hat es mich als Krimi nicht restlos überzeugt.
Aber nicht nur jedes Buch, sondern auch jeder Leser ist anders, und das ist gut so.