Historischer Roman mit sehr unterschiedlichen Charakteren

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lynn253 Avatar

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„Elbnächte“ ist eine Mischung aus historischem Roman mit Krimi-Elementen. Dabei wird aus der Perspektive drei sehr unterschiedlicher Charaktere, Ella, Louise und Paul erzählt. Vor allem der ehemalige Polizist, Paul, ist Verbrechern auf der Spur und stellt seine eigenen Ermittlungen an. Der Krimi-Anteil hätte hier für mich allerdings gerne noch spannender und rätselhafter sein können.

Mit Ella und Louise gibt es dagegen eine für mich gelungene Darstellung zweier starker Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Bedingungen und mit grundverschiedenen Hintergründen in ein selbstbestimmtes Leben gehen. Hier hätte ich lediglich gerne gesehen, wie die beiden sich gegenseitig mehr beeinflussen. Ihre Freundschaft war für mich nicht unbedingt auf den ersten Blick einleuchtend und ist auch recht plötzlich entstanden. Mir war nicht ganz klar, weshalb sie einander auf Anhieb so vertrauen.
Neben den beiden ist auch Paul ein interessanter Charakter. Nach einem Unfall und dem Ausscheiden aus der Polizei muss er eine neue Rolle im Leben finden und hadert mit diesem Schicksal. Dies war für mich eine sehr gelungene Ergänzung zu den anderen beiden Perspektiven.
Insgesamt sind die Protagonisten sehr unterschiedlich, was mir gut gefallen hat. Allerdings hätten gerade Ella und Louise für mich auch noch facettenreicher sein dürfen. Während Ella über einen nahezu unerschütterlichen Optimismus verfügt, wirkte Louise auf mich recht unnahbar. Sie wechselt sehr schnell von ihrem alten Leben in ihr neues, und ich konnte mich nicht immer wirklich in sie hineinversetzen. Bei beiden hätte es mir gefallen, auch jeweils noch eine andere Seite zu sehen.

Gut gefallen hat mir die Darstellung der Stadt und ihrer Bewohner. Die Umgebung der Charaktere wurde sehr anschaulich beschrieben und ich konnte mir das Hamburg des frühen 20. Jahrhunderts gut vorstellen.
Auch die Erzählweise insgesamt war für mich sehr angenehm zu lesen, sowohl von der Sprache her, als auch Länge und Wechsel der Szenen.

Das Ende wiederum ist in einigen Aspekten recht offen gehalten - wahrscheinlich in Hinblick auf den Folgeband. Hier hätte ich mir ein bisschen mehr Klarheit gewünscht.

Insgesamt eine Leseempfehlung eher für Leser historischer Romane und weniger für Krimi-Fans.