Angenehm ruhige Geschichte mit schöner Atmosphäre, die behutsam aufs Erwachsenwerden einstimmt

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gluexklaus Avatar

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„Vom Rücken eines Elches schaute man anders auf die Welt und den Wald als aus der normalen Menschenperspektive, und das nicht nur, weil man ein ganzes Stück weiter sehen konnte.“

Nach den Sommerferien will ihre beste Freundin Sandra plötzlich nichts mehr von Johanna wissen. Sie möchte lieber zu den In-Mädchen gehören und interessiert sich nun vornehmlich für Jungen und Klamotten. Johanna verbringt ihre Zeit daher nun alleine in ihrer Hütte im Wald. Eines Tages erhält sie dort Besuch von einem Elch. Wie es wohl wäre, einen Elch zu zähmen? Gerne würde Johanna das herausfinden und recherchiert zu diesem Thema in der Bücherei. Dort taucht ein fremder Junge auf, der um seine Herkunft ein Geheimnis macht und sofort Johannas Neugier weckt.

Malin Klingenberg schreibt sehr angenehm, locker und flüssig aus Johannas Sicht in der Ich-Perspektive. Johannas feiner, trockener Humor kommt bei ihren Schilderungen immer wieder durch. Aufgrund der leichten Erzählweise werden Leserinnen rasch von der Geschichte und ihrer ganz eigenen nordischen Atmosphäre gefangen. „Elchtage“ würde ich für Mädchen ab zehn Jahren empfehlen.

Johanna geht in die siebte Klasse. Während ihre Altersgenossinnen gerne über Jungs reden, kann sie das alberne Getue der anderen Mädchen überhaupt nicht verstehen. Auch wenn sie traurig ist, dass ihre ehemals beste Freundin Sandra nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte, ist sie auch gerne mit sich alleine in ihrer Waldhütte. Sie wirkt gefestigt und in sich ruhend: „Wenn einem egal ist, was die Leute denken, kann man kaum was verkehrt machen“. Ihre tierischen Besucher in der Waldhütte, die Elche, faszinieren sie sehr. Sie zu beobachten macht Johanna großen Spaß. Seit sie das Bild in eines auf einem Elch reitenden Jungen gesehen hat, träumt sie davon, auch einmal auf dem Rücken des großen Tieres zu sitzen. Johanna steht kurz vor dem Erwachsenenwerden, möchte dies aber nicht groß thematisieren und sich damit näher beschäftigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielen Mädchen da ganz ähnlich geht. Daher eignet Johanna sich sicher gut als Identifikationsfigur für die jungen Leserinnen .

„Elchtage“ berührt viele Themen, die für Zwölf-, Dreizehnjährige relevant sind: Verliebtsein, Tiere, Freundschaft, Gruppenbildungen, Außenseiter. Vieles wird angeschnitten, aber nicht vertieft. Elchtage ist kein schweres, problembeladendes, sondern ein leichtes Buch. Obwohl die Handlung recht ruhig verläuft und nicht viel passiert, liest es sich fast wie von selbst. Meine neunjährige Tochter meinte: „Es flutscht beim Lesen so, weil es einfach so schön ist“. Klar wäre es möglich, dass einige Probleme an manchen Stellen etwas intensiver und tiefgründiger behandelt werden. Aber Probleme gibt es durchaus genug in der Pubertät. Warum nicht einfach auch einmal die positiven Aspekte dieser Zeit herausstellen? Johannas erster Schritt in Richtung Erwachsenwerden tut nicht weh. Das ist für Mädchen dieses Alters doch auch schön zu lesen. Sie müssen keine Angst haben, vor dem was kommt, nicht abgeschreckt werden, sondern können auch ruhig unbefangen mit ihrer Situation umgehen. Ich habe Johannas „harmlose“ Geschichte jedenfalls gerne gelesen und die angenehme Atmosphäre, die schöne Stimmung darin sehr genossen. Erwachsenwerden braucht viel Zeit und kann phasenweise durchaus auch in ruhigen Bahnen und ohne Krawall verlaufen, das zeigt „Elchtage“ auf angenehm sanfte Weise.