Bewegend, ungewöhnlich und eindringlich erzählt

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belli4charlotte Avatar

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„Elf ist eine gerade Zahl“ hat mich vor allem mit seinem märchenhaften Cover und dem ungewöhnlichen Titel sofort neugierig gemacht. Was ich dann im Inneren gefunden habe, war ein Roman, der mich emotional wie gedanklich beschäftigt hat – auf eine stille, aber nachhaltige Weise.

Im Zentrum stehen die 14-jährige Paula, die erneut gegen den Krebs ankämpft, und ihre Mutter Katja, die zwischen Hoffnung, Angst und Hilflosigkeit versucht, für ihre Tochter stark zu bleiben. Besonders eindrucksvoll fand ich, wie authentisch Martin Beyer die seelische Belastung der Mutter einfängt. Manche ihrer Gedanken haben mich regelrecht durchgeschüttelt. Paulas Innenleben hingegen hätte für meinen Geschmack etwas mehr Raum verdient.

Parallel dazu erzählt Katja ihrer Tochter eine fantastische Geschichte über ein starkes Mädchen, einen Silberfuchs und eine Welt voller Schatten, die es zu besiegen gilt. Diese zweite Erzählebene spendet Trost, schafft Abstand zum Schmerz und zeigt, wie heilsam Geschichten sein können. Für mich persönlich war dieser märchenhafte Teil manchmal etwas zu langatmig, da ich Fantasy eher selten lese – dennoch ist er klug mit der Realität verwoben und hat eine starke Symbolkraft.

Überraschend und positiv fand ich auch den historischen und persönlichen Hintergrund, den Beyer einfließen lässt: Fragen nach Schuld, Verantwortung und dem Umgang mit der Vergangenheit ziehen sich leise, aber wirkungsvoll durch den Text. Sein Stil ist klar, sensibel und oft poetisch, verlangt aber auch Aufmerksamkeit.

Insgesamt ist „Elf ist eine gerade Zahl“ ein berührendes, vielschichtiges Buch über Krankheit, Verlust, Hoffnung und den Mut, Licht im Dunkeln zu suchen. Keine leichte Kost – aber ein Roman, der lange nachhallt. Vier Sterne, weil mich manche Passagen etwas aus dem Lesefluss gebracht haben, der Gesamteindruck jedoch stark und bewegend bleibt.