Die falsche Geschichte für mein Kind ...

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downey_jr Avatar

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Die 14jährige Paula hat zum zweiten Mal in ihrem jungen Leben Krebs. Dieses Mal hat es ihre Lunge erwischt, die Lage ist ernst. In Martin Beyers Roman „11 ist ein gerade Zahl“ begleiten wir Paula und ihre alleinerziehnde Mutter Katja in den Tagen vor und nach der schweren Operation.
Paula war mal ein toughes Mädchen, selbstbewusst und gut im Fußball. Nun ist ihr Körper dünn und schwach, und sie hat Angst vor der Operation. Auch ihre Mutter Katja hat Angst, aber sie will stark sein für Paula. Um ihre Tochter abzulenken, erzählt sie ihr eine Geschichte über einen Fuchs und ein Mädchen, das von einem Schatten verfolgt wird, vor dem sie fliehen muss, um nicht von ihm verschlungen zu werden.

Abwechselnd befinden wir uns im Krankenhaus bei Paula und Katja bzw. inmitten der sehr fantasievollen Geschichte. Leider konnten mich gerade die Abschnitte mit der Erzählung so überhaupt nicht erreichen. Zwar verstehe ich die Intention des Autors, mir war die Geschichte aber einfach zu wirr und düster, auch wenn es ein paar gute Stellen gab:

"'Du fragst Dich noch immer, warum diese Ausgeburt eines Schattens ausgerechnet hinter dir her ist. Warum hat er ausgerechnet dich ausgewählt? Hör lieber auf, darüber nachzudenken. Solche Fragen können dich verrückt machen. Sie sind zu groß für so einen kleinen Menschenkopf. Und warum überhaupt: Warum sollte es nicht dich treffen? Warum denn nicht: dich! Es hat keinen Sinn, es ist aber auch kein Unsinn. Es ist keine Fügung des Schicksals, und doch hat es sich so gefügt.'"

In Paula und ihre Mutter kontte ich mich dagegen schon recht gut hineinversetzen, gerade als Mutter hat mich ihr Schicksal sehr berührt. Die Szenen im Krankenhaus sind sehr intensiv und schwer erträglich:

"Ein Türöffner wird gedrückt, Katja geht zurück in die Schleuse, wird in ein Licht geschoben, es ist zu grell. Die Tür schließt sich, sie bleibt allein zurück, und was hinter der Türe passieren wird, wird sie nicht sehen. Will sie nicht sehen. Der Schnitt, der offene Brustkorb, das Blut. Es ist besser, es nicht zu sehen. Es sich nicht einmal vorzustellen. Sonst würde sie rufen, sie würde schreien: 'Nein! Sofort aufhören! Das ist die falsche Geschichte für mein Kind.'"

Paula hat mir als Charakter sehr gut gefallen, ein mutiges und starkes Mädchen; ich hätte eigentlich gerne noch mehr aus ihrer Perspektive gelesen. Auch insgesamt blieb mir die ganze Familiensituation mit dem getrennt lebenden Vater etc. etwas zu sehr an der Oberfläche, das hätte noch etwas vertieft werden können. Stattdessen hat die Fantasiegeschichte mit dem Fuchs etwas zu viel Raum eingenommen für meinen Geschmack

Insgesamt konnte mich das Buch, welches mich eigentlich vom Cover, Titel und Klappentext her vorab stark angesprochen hatte, leider nicht so begeistern wie erhofft. Ich hatte mehr erwartet und vergebe für diese emotionale Geschichte 3 von 5 Sternen.