Short Cuts

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r.e.r. Avatar

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"Short Cuts" der Film von Robert Altman bedient ein ähnliches Muster wie "Elf Leben" Scheinbar voneinander unabhängige Situationen und Menschen finden sich plötzlich in einem irgendwie zueinander gehörenden Bild wieder. Wie die Teile eines Puzzles, die zunächst nicht zueinander zu passen scheinen, ergibt sich plötzlich ein stimmiges Bild von ungewöhnlicher Schärfe. Darin vieles Platz hat. Leid, Glück, Tragödien und Banalitäten. Ein großartiger Film, wenn man so etwas mag. So wie Mark Watson wohl auch ein großartiges Buch geschrieben hat. Selbst wenn ich bislang nur von der Leseprobe ausgehen kann.

Xavier Ireland moderiert mit seinem Kumpel Murray jede Nacht in einem Londoner Radiosender. Er spricht mit über den Äther mit seinen Zuhörern. Ist dabei Psychologe, Seelsorger, Freund, Beichtvater, Ratgeber. Eben das was gerade gebraucht wird. Seine Sendung ist erfolgreich, es geht ihm gut. Wie es einem gut gehen kann, der seine Heimat in Australien verlassen hat um in London ein neues Leben unter neuem Namen anzufangen. Chris Cotswold hieß er in Sydney. Aber den Namen und auch seine Freunde, die Viererbande, ließ er dort zurück.

In dieser schneereichen Nacht im Februar ruft ihn der Lehrer Clive Donalds an, der an seinem Beruf verzweifelt. Dessen Schüler Julius Brown ist ebenfalls wach, weil er sich vor dem nächsten Schultag fürchtet und hofft das Schneechaos wird ihm schulfrei bescheren. Das genaue Gegenteil erhofft sich die Journalistin Jaqueline Carstairs, die dringend einen Artikel über Wein und einen Schauspieler zu Ende bringen muss. Sollte ihr Sohn wegen Schnee schulfrei bekommen, kann sie das vergesssen. Dr. Maggie Reiss, die Psychotherapeutin des Schauspielers über den Carstairs schreibt, sitzt in dieser Nacht wie immer auf der Toilette wegen ihrem nervösen Magen. Während ihr Nachbar George Weir zur selben Zeit an einem Herzinfarkt stirbt.

Es ist beeindruckend wie Watson dieses feine Gespinst an Schicksalen webt. Nahtlos gehen die Geschichten ineinander über. Eine immer faszinierender als die andere. Und obwohl jede Figur sozusagen nur ein Blitzlich abbekommt, ist man ganz dabei. Mit Herz und Verstandt. Wie geht es weiter? Das ist die drängende Frage. Xavier scheint das Zentrum zu sein, um das sich alles dreht. Er, die Seele von Mensch, der am liebsten alle Londoner retten würde? Was hat ihn veranlasst seine Heimat zu verlassen. Und welches Bild wird das Puzzle am Ende ergeben? Das zu ergründen ist mit Sicherheit pure Leselust.