Alles hat die Chance, von Bedeutung zu sein.

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clara_fall Avatar

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Xavier Ireland ist eigentlich Ausgangs- und Mittelpunkt dieses Buches - von Australien nach London gezogen, weil das alte Leben zu schwer wog. In London kommt er allmählich im Nachtprogramm eines Radiosenders zu Berühmtheit. Gern gibt er "gestrandeten Nachtschwärmern" Tipps und Lebenshilfe, jedoch nur selten länger als 5 Minuten. Alles, was sich darüber hinaus ergeben könnte, wird von ihm ignoriert. Nicht nur sein Job, auch sein Alltagsleben ist überwiegend von dieser Ignoranz geprägt - das verprügelte Kind auf dem Heimweg, die seltsamen Geräusche aus den Wohnungen seines Hauses, seine Mutter im weit entfernten Australien......... Erst als die Putzfrau Pippa durch ein Speed-Dating in sein Leben tritt, öffnet er allmählich die Augen für die Bedürfnisse seiner Umwelt.

Übertrieben finde ich die Idee des Autors, alles so sehr an Xaviers Handeln oder Nichthandeln festzumachen. Das Leben der anderen begann ja nicht erst, als Xavier ihre Bahn kreuzte. Auch diese Menschen hatten ein Vorleben und eine freie Entscheidung zu ihren Taten: Was veranlasste Frankie, gerade an diesem Tag allein nach Hause zu gehen, obwohl er hätte wissen müssen, dass sich Schlägerbanden in dieser Gegend herumtreiben? Was hat seine Mutter bisher unternommen, um ihn auf solche Konfrontationen vorzubereiten? Warum ist sie als professionelle Restauranttesterin so getrieben von Launen? Warum bringt Clive als Lehrer so wenig Motivation mit in seinen Beruf? ........

Xavier ist für mich keineswegs die zentrale Person dieses Buches, sondern eher nur ein kleines Rädchen in einem großen Getriebe. Zeitweise dachte ich, Pippa wird zum Mittelpunkt der Handlung, doch auch sie erweist sich als launisch und egoistisch. Am Ende sticht keine einzige der kennengelernten Personen durch besonders positive oder negative Eigenschaften hervor - alle schwimmen sie mit dem Strom und zeigen kaum Ecken und Kanten. Besonders unglaubwürdig ist für mich Xaviers Bemühen, Clive vom Selbstmord abzuhalten. Ich kann nur schwer glauben, dass dieses kurzzeitige Zuhören und die halbherzigen Ermunterungen auf lange Sicht wirklich helfen würden.

Wenn es die Absicht des Autors war, mit diesem Werk zu zeigen, dass alles im Leben miteinander verwoben ist, dann ist ihm das gelungen, mehr aber auch nicht. Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht. Das Cover finde ich sehr gelungen ausgewählt. Es bringt auch noch so einen 50/60iger Touch mit und fällt sicher im Meer der heutigen Hochglanz-Cover ins Auge.