Kausalketten

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buecherfan.wit Avatar

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Xavier Ireland ist Mitte 30, in seiner Freizeit Turnier-Scrabble-Spieler und moderiert zusammen mit seinem Freund Murray eine nächtliche Radiosendung. Er hört den Anrufern zu und gibt ihnen Ratschläge. Loyal steht er zu seinem dicklichen, stotternden Freund, der ohne ihn keine Chance beim Sender hätte. Fünf Jahre zuvor hat Ireland als Chris Cotswold Australien verlassen und lebt seitdem unter seinem neuen Namen in London. Etwas Schlimmes war passiert, sein Leben völlig aus den Fugen geraten. Seitdem lebt er zurückgezogen, hält sich aus allem raus, macht nichts mehr aus seinem Leben. Bei einem Singletreffen lernt er die Putzfrau Pippa kennen, die trotz ihrer schweren Lebensbedingungen sehr lebendig ist und Xavier aus seiner Isolation herausholt. Durch seine sich allmählich entwickelnde Liebe zu Pippa ist er in der Lage, sich den Ereignissen der Vergangenheit zu stellen. Pippa erfährt, was damals passiert ist und mit ihr der Leser.

Wie der Titel schon sagt, geht es jedoch nicht nur um Xavier und Pippa, sondern um neun andere Personen, deren Leben dem Leser auf ganz besondere Weise nahegebracht wird. Obwohl sie sich nicht kennen, haben ihre Handlungen Auswirkungen auf die anderen. Der Autor stellt die Geschehnisse immer wieder als Kausalkette dar und schafft somit die Verbindung, die verhindert, dass die erzählten Ereignisse zu einer Auflistung von Einzelschicksalen werden. Dabei bedient er sich eines allwissenden Erzählers, der die Gedanken und Gefühle der handelnden Personen kennt, in zahlreichen Rückblenden vergangene Ereignisse nachholt und außerdem über Zukünftiges berichten kann (“Edith Thorne wird nie wieder Sex mit jemand anderem als ihrem Mann haben.” S. 235, und das schwierige Kleinkind Jamie wird viele Jahre später bahnbrechende Forschungsergebnisse über Antikörper vorweisen, die vielen Menschen das Leben retten werden usw.).

Der Roman liest sich sehr gut und erinnert in der Grundidee - dem Muster des Gleichnisses vom Schmetterling, dessen Flügelschlag am anderen Ende der Welt einen Hurrikan auslöst, - an den bekannten Film “Babel” von Alejandro Gonzales Inárritu. Auch noch so unbedeutend erscheinende Vorfälle haben eine unübersehbare Zahl von Folgen. Alles ist miteinander verbunden.