Die schießen sich sogar selber auf den Mars

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sternchenblau Avatar

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„Den könnt ich auf den Mond schießen“ gilt ja gemeinhin nicht als Kompliment. Und diese zwei Zeitgenossen schießen sogar auf den Mars, selber und absolut freiwillig: Elon und Jeff, bei denen jedwede Ähnlichkeiten mit realen Überreichen komplett zufällig sind. Nachdem deren absurde Abenteuer in Highlight bei den eh schon grandiosen Känguru-Comics waren, bescheren uns Marc-Uwe Kling und Illustrator Bernd Kissel nun einen kompletten Comic-Band, der die beiden (oder gar drei) „Marsianer“ in ihrem neuen Habitat zeigt. Und da wir als ganze Familie Kling-Fans sind, wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Und wir haben bei dieser Mars-Mission sehr gerne Mäuschen gespielt. Über die Mächtigen zu lachen ist das Herz der Satire

Aber eine Mission sollte eigentlich ein Ziel und Sinn haben, aber hier geht es ums Ego und um Reviermarkierung – macht aber sehr viel Spaß, dabei zuzugucken. Moralisch sind Jeff und Elon mehr als grau, trotzdem gestalten sie Kling und Kissel unglaublich nahbar, mit feinen Empathie, ohne, dass ich Sympathie oder gar Identifikation aufbringen musste. Das erzeugt eine spannende Beziehung zu den Charakteren, gerade weil manche reale Überreiche medial mit einem starken Geniekult gehuldigt wurden – für vermeintlich bahnbrechende Ideen und radikale Ansätze. Diesen Geniekult bricht „Elon und Jeff“ total witzig auf, Jeff und Elon werden hier ikonisch, aber das Heldentreppchen fehlt. Und Hinter den Lachern, die Kling und Kissel hier so amüsant bauen, stecken auch immer gesellschaftskritische und philosophische Fragen. Das geht dann auch schnell mal um die konkreten Figuren hinaus, z.B. über die Sinnhaftigkeit von Grenzen und Grenzzäunen. Von der Geschwindigkeit fand ich einige Stellen langsamer, als ich es von Kling sonst gewohnt bin. Die Geschichten lohnen aber auch einen zweiten, dritten, vierte Blick absolut, was hinter den nur scheinbar banalen Kabbeleien der beiden Tech-Milliardäre liegt. Dazu gibt es Eastereggs zu entdecken. Das konzentrierte und wiederholte Lesen lohnt sich auch, weil vieles auch in der feinen Mimik der Figuren liegt. Diese sind letztendlich nur Menschen, ähm, fiktive Comic-Figuren, in den unendlichen Weiten auf dem Mars auf sich selbst zurückgeworfen werden.

Neben den kleinen Episoden spinnt Kling noch einen Bogen über den ganzen Band. Vielleicht würdest du die beiden ja tatsächlich auf den Mond schießen? Hier kannst du Mäuschen spielen, was dann passiert. 4,5 von 5 Sternen, weil mein Sohn ebenfalls richtig viel Spaß hatte, aber die Känguru-Comics nochmal besser und schneller fand. Und irgendwo müssen wir in unserer Kling-Begeisterung ja auch mal abstufen. Der Comic lohnt sich auf alle Fälle für alle, die gerne über die (viel zu) Mächtigen lachen wollen.