Elsas Küche

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linus63 Avatar

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Elsa ist Besitzerin eines erfolgreichen Restaurants und stellt plötzlich fest, dass ihr Leben mit Restaurant und ihrem 18 Jahre jüngeren Geliebten, der gleichzeitig ihr Küchenchef ist, sie nicht erfüllt. Sie sucht eine neue Herausforderung und beschließt, sich um die "Silberne Suppenkelle" zu bewerben, eine Auszeichnung, die in der Haute Cuisine vergeben wird. Es gelingt ihr, einen Restaurantkritiker einzuladen, der sie hierfür empfehlen soll. Doch der wichtige Abend endet in einem Desaster...

In einem angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil erzählt Marc Fitten in dem als "frivole Komödie" beschriebenen Buch die Geschichte der 48-jährigen Elsa, die sich mitten in ihrer Midlife-Crises befindet. Eingebettet in die durch typische Gerichte und allgegenwärtige Romakinder fast greifbare Atmosphäre der ungarischen Stadt Delibab, sucht Elsa so lange nach Wegen aus ihrer Unzufriedenheit, bis sie die für sich optimale Lösung, natürlich über Umwege, gefunden hat. Die Grundidee zur Geschichte in dieser Umgebung gefällt mir sehr gut. Doch trotz der guten Basis und einigen, in die Handlung eingebauten Lebensweisheiten - z.B., dass es häufig die kleineren Dinge sind, die jemandem Erfüllung bringen - sagt mir die Umsetzung nicht zu. Sie hat mich nicht gefesselt und ist mir zu oberflächlich. Vieles, wie z.B. die Geschichte um die Roma, ist nur angeschnitten. Ähnlich ging es mir bei den Personen. Die meisten sind anstatt mit ihrem Namen, nach ihrer Funktion benannt und eindimensional beschrieben, wobei ich die geschilderten Charakterzüge oft überzogen finde. Das mag zwar stellenweise unterhaltsam sein, distanziert mich letztendlich aber von ihnen und der Handlung im allgemeinen.

Das Buch hat mich ein wenig enttäuscht. Die angekündigte Komödie mit ihrer dazugehörigen Heiterkeit habe ich vermisst. Gegenüber der gelungenen Darstellung der ungarischen Umgebung und Atmosphäre, nicht zuletzt durch die häufige und sehr appetitanregende Beschreibung von Elsas Gerichten, wurde das Potential, das Handlung und Personen bergen, meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft.