Leichte Küche mit Tiefgang

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murksy Avatar

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Das Restaurant in der ungarischen Provinz läuft eigentlich nicht schlecht. Die Besitzerin, Elsa, ist mit ihren 48 Jahren trotzdem nicht mehr zufrieden. Sie verbringt jede Nacht mit dem deutlich jüngeren Küchenchef, liebt ihn aber nicht wirklich, sondern nur das was er darstellt: Jugend, Leidenschaft, das Gefühl, gebraucht zu werden. Er sieht das anders, will Elsa heiraten. Elsa hat andere Pläne. Immer unzufriedener mit ihrem Leben will sie einen bekannten Gastronomiekritiker einladen. Dazu kreiert sie ein neues Menu, ruft diverse Leute an und hofft auf den internationalen Durchbruch. Was ihr dabei aber gar nicht gefällt, ist die neue Liebe des Küchenchefs mit der jungen und hübschen Konditorin, die sich zum Kassnmagneten entwickelt. Trotz des Streites raffen sich alle zusammen und wollen den Kritiker überzeugen. Der ist gelangweilt von ambitionierten Köchen, aber das Mahl schmeckt ihm soweit. Allerdings hat der Küchenchef nicht so gekocht, wie von Elsa geplant. Zudem nerven auch die lästigen Bettlerkinder, die vor dem Restaurant herumlungern. Alles eskaliert, als Elsa aus versehen einen Jungen schlägt, der hart zu Boden stürzt. Von nun an nutzen die schlauen Roma die Situation aus, um von Elsa Geld und Güter zu erpressen. Doch Elsa ist dies eigentlich egal, hat sie doch ihr Küchenchef mit seiner Konditorin verlassen. Sie werden ein eigenes Restaurant aufmachen. Eines Tages kommt Morgens ein Kunde bei Elsa vorbei und bittet um Frühstück. Ungewohnt für das Restaurant serviert Elsa ein paar Eier. Von da an geht es bergauf, das Frühstück wird zum Renner und Elsa wieder zufrieden. Auch ohne Stern sind die Gäste und Elsa glücklich.
Obwohl das Buch eher leichte Kost ist, zeigt es doch einige Feinheiten der Menschen auf, seien es Neid, Ehrgeiz, die Jagd nach Glück. Elsa ist am Rande der Midlife-Crisis, will sich neu erfinden. Dora und der Küchenchef wollen ein Stück Zukunft, etwas Eigenes. Und die Roma wollen ein Stück vom Kuchen ab. Alles menschlich und glaubhaft. Ob ich das Buch als frivole Komödie, was das Cover anpreist, sehen würde, eher nein. Auf jeden Fall hat es Spass gemacht zu lesen, bei den kulinarischen Genüssen lief auch schon mal das Wasser im Munde zusammen. Am Ende zeigt das Buch, dass alle zufrieden sein könnten, würden sie mehr Verständnis und etwas weniger Gier an den Tag legen. Bescheidenheit und Genügsamkeit als Mittel, die innere Mitte zu finden. Was mir nicht ganz so gut gefiel, war das Klischee der bettelnden Roma, die ohne Arbeit die Gunst der anderen Menschen ausnutzen. Alles in allem eine nette Lektüre für ein verregnetes Wochenende.