Das Nest

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rosenfreund Avatar

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Ute Mank hat mich mit ihrem Erstlingswerk „Wildtriebe“ sehr fasziniert, denn es ist sehr wirklichkeitsnah.
Sowohl der Titel „Elternhaus“ ihres neuen Romans als auch das Cover mit der geblümten Tischdecke und der Trinkschokolade im 70er Jahre Gedeck haben in mir heimelige Gefühle hervorgerufen. Dazu noch die Generation der Eltern mit ihrem Streben nach einem Häuschen und den vielen Entbehrungen der Kriegsgeneration haben mich sehr an meine Eltern und meine Kindheit erinnert. Ute Mank ist ein tiefgründiger wie unterhaltsamer Roman gelungen, der zum Nachdenken anregt, welche Verpflichtungen die junge Generation ihren Eltern gegenüber hat und natürlich auch: „ Wer wird uns später unterstützen und versorgen?“ Wird die Rente einmal ausreichen?
Die Eltern dreier Töchter haben gesundheitliche Probleme, und es wird immer schwieriger im eigenen Haus zu leben. Die vielen Denkanstöße und die Konflikte zwischen den 3 Schwestern sind sehr realitätsnah. Jede ist in ihrer Individualität perfekt gezeichnet, jedoch fühlt sich nur Sanne, die in der Nähe der Eltern wohnt, direkt für deren Wohlergehen und den Umzug in eine kleine Wohnung verantwortlich. Trotzdem hat sie ein schlechtes Gewissen. Petra, die Tochter, die früh ausgezogen ist und ihrer eigenen Wege gegangen ist, wird erst jetzt bewusst, welche Rolle ihr Elternhaus als Nest gespielt hat. .Sie ist gegen den Auszug der Eltern, denn dadurch wird sie auch ihrer Heimat beraubt. Gitti, die Jüngste, verhält sich eher passiv. Sie wirft Sanne aber vor, die Eltern zu entmündigen und Entscheidungen über ihren Kopf hinweg zu treffen.
Obwohl im Großen und Ganzen eher unaufgeregt erzählt, habe ich gerade deswegen zum Nachdenken innegehalten.
Besonders die Rückblenden in die Kindheit haben mich berührt, denn ich konnte mich dadurch besonders gut identifizieren. Durch die anschauliche Erzählweise ist es der Autorin gelungen, dass man sich in jede Person hineinversetzen kann und deren individuellen Lebensweg verstehen lernt.
Aber es geht auch um veränderte Rollenbilder, eine Gesellschaft im Umbruch. Dabei zeichnet sie Lösungswege auf, die gut nachvollziehbear sind.
Dieser Roman ist besonders interessant für die „ältere Generation“, aber auch für mittelalte Kinder und ältere Enkel mit ein wenig Lebenserfahrung.
Ich empfehle dieses anspruchsvolle Werk sehr gerne weiter.