Kraftlos

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clara_fall Avatar

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... so fühlen sich alle Protagonisten dieses Buches in ihrer jeweiligen Lebenssituation. Sanne, die älteste von drei Schwestern, ist gerade damit beschäftigt, den Eltern den unvermeidlichen Weg ins Pflegeheim zu bereiten, würde sich dabei aber die Unterstützung der Geschwister wünschen. Petra, die mittlere, erfährt viel zu spät vom Umzug der Eltern und reagiert mit einem körperlichen Zusammenbruch. Gitti ist das Nesthäkchen der Familie und hat entsprechend wenig Bezug zu all dem, was sich gerade in ihrem Elternhaus ereignet. Die Eltern selbst scheinen gegen diese große Veränderung nichts einzuwenden haben und fügen sich ihrem Schicksal.
Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Es gibt kurze Rückblicke der jeweiligen Tochter ins Leben ihrer Kindheit und da wirken die Eltern sehr dominant, sogar mit Schlägen wird nicht gespart. Und nun kommt weder vom Vater noch von der Mutter keinerlei Gegenwehr, wenn es heißt, deren gewohnte Umgebung verlassen zu müssen? Das ist für mich der unglaubwürdigste Teil des Buches. Von den Eltern hört man immer nur "Ja ja", sonst bleiben sie ohne Gelegenheit auf eigene Gedanken im Hintergrund. Wenn sich die Schwestern wenigstens etwas zu sagen hätten. Aber sie setzen das fort, was sich schon in ihrer Zeit des Flüggewerdens eingeschlichen hat - Schweigen. Jede von ihnen lebt ihr Leben auf ihre eigene Art weiter. Auch der Auszug der Eltern und der geplante Verkauf des Elternhauses bringt sie leider nicht zusammen. Jede von ihnen kämpft mit einer eigenen Art von Kraftlosigkeit.
Und kraftlos wirkt auch das gesamte Buch. Nach der LP hoffte ich auf viele Kämpfe, Diskussionen, Versöhnung und ein neues Miteinander. Aber leider tritt dieses Buch einfach nur auf der Stelle und ich kann das Anliegen der Autorin nicht verstehen. Das Cover finde ich sehr passend ausgewählt, nur leider ist dann der "Kaffee im Buch" lauwarmer Muckefuck.