Vom Altwerden der Eltern

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
keke Avatar

Von

„Warum bloß hat man als diejenige, die sich sorgte und kümmerte und organisierte, ständig mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen, dachte Sanne.“

Obwohl sich Sanne sicher ist, das Richtige zu tun, als sie für ihre Eltern, denen ihr lange bewohntes Haus mit zunehmenden Alter immer mehr über den Kopf wächst, eine kleinere, altersgerechte Wohnung sucht, und deren Umzug organisiert, hat sie gleichwohl ein schlechtes Gewissen
.
Dieses wird noch dadurch verstärkt, dass ihre Schwester Gitti überhaupt nicht hinter ihren Plänen steht und Sanne vorwirft, die Eltern zu entmündigen und Entscheidungen über ihren Kopf hinweg zu treffen.

Auch Petra, die dritte der Schwestern, kann Sannes Entscheidung nicht nachvollziehen, entdeckt doch gerade sie, die sich im Elternhaus immer fremd gefühlt hat, das es ihr doch mehr bedeutet, als sie ahnte .

Gekonnt schildert Ute Mank, wie durch das Älterwerden der Eltern die alten Konflikte zwischen den Schwestern wieder aufbrechen. Dabei lernt der Leser jede der Schwestern und ihre Gedanken durch geschickte Rückblenden schon von Kindheit an kennen. Es waren besonders diese Rückblenden in die Kindheit, die mich an dem Roman berührt haben, denn vieles davon kenne ich noch aus meiner eigenen Kindheit. Eltern, die sich für ein kleines Häuschen krummlegen, Wohnzimmer, die nur am Sonntag genutzt werden, das Unverständnis der Tochter gegenüber, die lieber ein Studium absolvieren möchte als etwas „richtiges“ zu arbeiten. Alles in den 50er und 60ern, teils sogar noch in den 70ern des letzten Jahrhunderts Alltag, und doch heute so weit entfernt.

Einmal angefangen, hat mich das Buch nicht mehr losgelassen. In jede Person konnte ich mich durch die anschauliche Erzählweise wie von selbst hineinversetzen, jede habe ich aus ihrer Sicht verstanden und mich bei allen aufgeworfenen Konflikten und Zweifel an der Richtigkeit der eingeschlagenen Lebenswege gefreut, dass das Buch ein versöhnliches Ende hatte.

Eine großartige Geschichte, die dem Leser viele Denkanstöße gibt und auch genügend Freiraum für eigene Interpretationen lässt.
Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für dieses Buch.