Alte Villa mit dunklen Geheimnissen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
büchermaulwurf Avatar

Von

Yvette Winkler zieht mit ihrer Familie in eine alte Hamburger Villa an der Elbchaussee. Es soll ein Neuanfang werden, indem Sie ihren Traum vom perfekten Zuhause verwirklichen will. In Consuelo Strunz findet sie schon bald die perfekte Haushaltshilfe und in Tobias Hansen einen Klavierlehrer für die Kinder, der schon bald mit großer Selbstverständlichkeit im Haus ein und aus geht. Noch ahnen die Winklers nicht, wen sie wirklich in ihr Haus gelassen haben.

Mit „Elternhaus“ hat Jennifer Mentges einen atmosphärisch inszenierten Psychothriller mit facettenreichen und teilweise unheimlichen Charakteren vorgelegt. Sie erzählt die Handlung aus verschiedenen Perspektiven, die einen guten Einblick in das Denken und Handeln der Protagonisten ermöglichen. So lernen wir Yvette und ihre Familie, den charismatischen Klavierlehrer Tobias auf den die Villa eine unheimliche Anziehungskraft ausübt, die einsame Haushaltshilfe Consuelo und die blinde Nachbarin Gerda sehr gut kennen. Besonders Tobias und Consuelo verursachten bei mir zeitweise eine Gänsehaut.
Daneben gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die Schritt für Schritt die dunkle Vergangenheit der alten Villa und ihrer ehemaligen Bewohner enthüllen. Sie helfen die Protagonisten und ihre Motive besser zu verstehen.

Die Geschichte beginnt zunächst verhalten und braucht etwas Zeit um Fahrt aufzunehmen. Dafür lernen wir die Charaktere sehr gut kennen und die menschlichen Abgründe, die dabei beleuchtet werden, verursachen so manche Gänsehaut. Gut gefallen hat mir dabei der atmosphärische und bilderreiche Erzählstil der Autorin, der von Anfang an eine unterschwellige, sich leise anschleichende Bedrohung erzeugte, die sich im Verlauf der Handlung immer weiter steigerte. Die Geschichte lief wie ein Film in meinem Kopf ab, ich hatte die unheimliche Villa mit ihren „neuen“ und „alten“ Bewohnern sehr gut vor Augen. Im letzten Drittel steigt die Spannung dann nochmal deutlich an und gipfelt in einem Finale, das eine stimmige Auflösung bietet. Nur Yvettes Geheimnis hatte ich schon recht früh erraten.

Ich war von Anfang an gefesselt von der Geschichte, auch wenn manches vorhersehbar war. Die alte Elbvilla im stürmischen Hamburg sorgte für die perfekte düstere Atmosphäre. Genau die passende Lektüre für die ersten regnerischen Herbsttage auf der Couch. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde mir die Autorin merken.