Ein überraschender Thriller, mit leichten Schwächen

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spannungsjaegerin Avatar

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Meinung:

"Elternhaus" ist mit seinem Cover, welches den Inhalt sehr gut festhält, eher ein unscheinbarerer Thriller. Auch der Klappentext klang für nicht unbedingt nach einer Geschichte, die dem Leser den Atem verschlägt. Doch es steckt viel mehr in dem Thriller als es zunächst den Anschein macht.

Für einen Thriller findet sich zunächst ein verhältnismäßig ruhiger Einstieg. Dabei wird die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Protagonisten aufgebaut und der Leser steht der Frage gegenüber, wie alles zusammenhängt. Wer dabei den Klappentext schon gelesen hat, der findet zunächst nur schwer unbekanntes. Für alle die den Klappentext an der Stelle noch nicht gelesen haben, sollten dies auch nicht unbedingt tun, weil dieser einen großen Teil vom Anfang vorweg greift. Ich denke es reicht zu verraten, dass eine Villa der Mittelpunkt der Geschichte ist und die Familie, die dort wohnt, sich Fragen muss, ob sie sich dem Bösen stellen können, welchem sie bereitwillig die Tür geöffnet haben. Mit kurzen Kapiteln und einem Schreibstil, der schon mit den ersten Seiten angenehm zu lesen und einladend gestaltet ist, haben ich schnell in die Geschichte gefunden. Zwischen einem relativ langen Aufbau der Geschichte finden sich schon spannende Szenen, die mich zwischendrin recht kalt erwischt haben und schnell eine kurze Gänsehaut beschert haben. Auf der einen Seite ist der Aufbau sehr lang gehalten und auf der anderen Seite bietet dies auch genug Platz für unerwartete Sachen, was die Autorin sehr gut ausgenutzt hat. Obwohl es viele Perspektivwechsel gibt hatte ich an keiner Stelle meine Probleme, den Überblick zu behalten und das hat sich auch bis zum Schluss nicht mehr geändert.

Die Protagonisten sind sehr gut ausgearbeitet und das auch trotz der vielen Wechsel. Alle bekommen die nötige Tiefe und ich konnte mich in alle sehr gut hineinversetzten. Dabei passen die Protagonisten in jeder Szene gut zur Geschichte und haben dazu beigetragen, dass ich noch ein Stück mehr hinein finde.

Während die Gestaltung schon eine gute Grundlage bietet, kann auch die Geschichte sehr gut mithalten. Trotz des sehr langen Aufbaus war ich von der ersten Seite an gefesselt und bin recht flott durch die Seite gekommen. Ich wollte immer wissen wie es weitergeht und obwohl mich schon einiges überraschende Szenen kalt erwischt haben, war ich auf die nächste trotzdem nicht vorbereitet. Es findet sich eine bedrückende Grundspannung, wie ich sie mir bei Thrillern wünsche und doch kann man zwischen drin auch etwas aufatmen. Ich konnte mir nie ausmalen was mich als nächstes erwartet, obwohl sich die Szenen nicht unbedingt viel voneinander unterschieden und dabei doch so unterschiedlich sind.

Bis zum Schluss war ich also gefesselt und stand beim Lesen etwas unter Strom und wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht. Der lange Aufbau sorgt dafür, dass das Hoch der Geschichte recht weit am Schluss kommt, was ich nicht unbedingt schlimm fand. Dennoch war ich von dem Schluss etwas enttäuscht, weil er etwas im Schatten vom Mittelteil stand, den aus der Auflösung hätte man sicher noch einiges mehr machen können. Die Stimmung ist schnell umgeschlagen und während ich bis zu einem bestimmten Punkt die Protagonisten noch sehr gut verfolgen konnte, hat es mir eine Figur dann etwas schwieriger gemacht. Allgemein wird das Ende im Vergleich relativ schnell abgehandelt, wobei mir auch die überraschenden und unerwarteten Punkte etwas gefehlt haben.

Fazit:

Der lange Aufbau, der durch den Klappentext etwas vorher genommen wird und das Ende, aus dem man noch etwas mehr herausholen könnte, haben dem Thriller etwas geschadet. Dennoch hat mich die Geschichte und die Gestaltung sehr gefesselt. Die spannenden und unerwarteten Szenen, gemischt mit einer greifbaren Grundspannung geben dem Thriller das gewisse Etwas. Mit gut ausgearbeiteten Protagonisten verdient der Thriller von mir 4.5 Sterne.