Verschenktes Thriller-Potential, aber ein netter Gruselroman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
cs15 Avatar

Von

Schon der Einband mit der Kinderzeichnung vom Haus bringt die gewünschte, düstere Stimmung gut zum Ausdruck.
Der Protagonist ist der Barpianist Tobias Hansen. Nach der Arbeit fährt er immer wieder heimlich zu einer seit Jahren leerstehenden Villa in Hamburg. Als es endlich Kaufinteressenten gibt, freundet er sich über Umwege mit der neuen Hausbesitzerin Yvette Winkler und deren Familie an. Kurz darauf geht er in der Villa ein und aus und gibt den Kindern Klavierunterricht.
Unser Protagonist ist selbstverliebt, denkt von sich selbst dass er böse ist und benutzt andere Menschen, wie seine Frau, nur solange es seinen Vorstellungen entspricht. Yvette weiß nicht wirklich auf wen sie sich da eingelassen hat.

Es werden direkt zu Beginn die relevanten Figuren vorgestellt und eine unangenehme das Haus betreffende Atmosphäre aufgebaut. Der Täter ist dem Leser von Beginn an bekannt und die Familie verhält sich in vielerlei Hinsicht mehr als naiv. z.B. steht eine Aufräumaktion an und die Familie ist weg, damit die Handwerker in Ruhe arbeiten können. Hat man wirklich immer so viel Vertrauen? Das Paar möchte mal allein verreisen und läßt die 4 Kinder in der Obhut einer fast gänzlich unbekannten Person…Finde ich wenig glaubhaft, denn dann würde doch jeder normale Mensch die Reise einfach verschieben oder die beste Freundin aufpassen lassen.

Es wurden viele Klischees bedient, der Mann verdient das Geld und hat die Affaire, die Frau spielt Hausfrau und Übermutter. Es braucht natürlich die Unterstützung einer Putzhilfe etc. Insgesamt hat sich die Spannung nicht wirklich eingestellt, Überraschungseffekte gab es wenige bis keine, da sich alles irgendwie schon von Anfang an so abgezeichnet hat.

Der Thriller „Elternhaus“ ist von Jennifer Mentges geschrieben und klang für mich sehr vielversprechend, hat mich aber leider nicht wirklich überzeugt.
Von einem Thriller erwarte ich Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und interessante / überraschende Wendungen, auch was den möglichen Täter betrifft. Diesen Thriller fand ich leider etwas langatmig, zu vorhersehbar und entsprechend hätte ich das Buch nicht wirklich als Thriller sondern wahrscheinlich eher als „Gruselroman“ eingestuft.