Großartige Nacherzählung einer römischen Sage

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Irene Vallejo greift mit diesem Buch einen Teil aus Vergils Aeneis auf und macht daraus einen großartigen Roman. Die Geschichte beginnt unmittelbar nach dem Ende des trojanischen Krieges und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wir begleiten Aeneas, der sich auf seiner Flucht von Troja Italien als Ziel gesetzt hat, um dort eine neue Stadt zu gründen. Auf dem Weg dorthin gerät er in einen Sturm und erleidet Schiffbruch vor der Küste von Kathargo. Um seine Schiffe wieder seetauglich zu machen, ist er auf die Gastfreundschaft von Elyssa, der Königin von Kathargo angewiesen. Die Perspektive wechselt zwischen Aeneas, Elyssa, Anna, Elyssas Halbschwester und dem Liebesgott Eros hin und her. Jeder dieser Protagonisten verfolgt seine eigenen Ziele und hat seine eigene Geschichte, mit der er oder sie hadert. Der Leser bekommt einen schönen Einblick in die Charaktere. Für mich waren sie alle realistisch und ich konnte mich gut in ihre jeweilige Situation einfühlen.
Mein Highlight jedoch waren die Kapital aus der Sicht von Vergil, der von Kaiser Augustus gezwungen wird, die Gründungsgeschichte Roms in Verse zu gießen und der sich sehr schwer damit tut. Die Darstellung des Lebens im alten Rom ist gut recherchiert und hervorragend beschrieben. Der Leser ist dort und streift mit Vergil durch die Stadt. Die Sprache der Autorin ist sehr poetisch, so dass es eine Freude war diesen Text zu lesen.
Alle, die sich gerne einmal mit der Aeneis beschäftigen wollen, aber vor dem Text selber zurückscheuen, finden hier einen toll nacherzählten Auszug aus dem Werk. Absolut lesenswert.