Orakel der Götter

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amara5 Avatar

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Die spanische Autorin Irene Vallejo beweist in ihrem neuen Roman „Elyssa – Königin von Karthago“ erneut ihr Talent, antike Stoffe in modernes Gewand zu kleiden und erzählt einen tragischen, griechischen Mythos neu.

Eines Tages stranden in Karthago Schiffbrüchige, unter denen auch der Held Aeneas verweilt – die charakterstarke Königin Elyssa ist verwitwet und nimmt ihn bei sich auf. Es entsteht eine schicksalshafte, leidenschaftliche Liebe, die besonders Elyssa trifft. Aeneas bringt seinen Sohn Iulus mit und hat immer noch traumatische Erlebnisse an das brennende Troja und seine zurückgelassene Frau. Als sich in Karthago neben den Intrigen ein weiterer Krieg und Verschiebungen der Machtverhältnisse anbahnen, trifft Aeneas eine folgenschwere Entscheidung.

Irene Vallejo komponiert ihre Erzählung klug und vielstimmig, denn es kommen mehrere Protagonisten zum Schildern ihrer eindringlichen, sich langsam aufbauenden Perspektive – neben Elyssa und Aeneas sind das der Gott Zeus sowie der römische Dichter Vergil (70-19 v. Chr.), der mit seinem Epos „Aeneis“ einst die Grundlage des Romans geschaffen hat, sowie die mystische Seherin Anna.

Die Autorin erschafft mit ihrem packenden, ruhig gehaltenen Schreibstil und ihrer dichten Atmosphäre eine Brücke zwischen Antike und Moderne und lässt viele mystische Elemente einfließen. Stets schwebt über der Liebe ein Damoklesschwert, denn die Prophezeiungen und Orakel der Götter haben trotz Zeus' Bemühungen andere Vorhaben. So nimmt der unterhaltsam-abenteuerreiche Roman nach mehreren Wendungen ein spannendes Ende und macht neugierig auf mehr griechische Mythen.