Tolle Adaption

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Ich habe das Buch zufällig entdeckt, und eine Leseprobe hat mich direkt in ihren Bann gezogen – und ich war dann auch bis zum Ende gefesselt von dieser Adaption.

Aeneas ist aus dem besiegten Troja geflohen und erleidet Schiffbruch vor Karthago – nun liegt sein Schicksal in der Hand von Elyssa, die sich als Königin von Karthago einen Namen gemacht hat. Sie nimmt ihn und seinen Sohn Iulus auf – und während Iulus sich gut mit Elyssas junger Halbschwester Anna versteht, verlieben sich Elyssa und Aeneas ineinander. Doch diese Liebe wird von den Karthagern nicht geduldet …

Mich hat vor allem die Sprache sehr beeindruckt – sie ist sehr besonders, wirkt schwer und gediegen, dabei aber kraftvoll durch viele Bilder und Metaphern, die mir sehr gut gefallen haben. Dabei ist der Schreibstil gut lesbar und konnte mir ein Gefühl für die damalige Zeit geben, obwohl man natürlich nicht genau weiß, wie etwa 1300 v. Chr. gesprochen und geschrieben wurde. Besonders ist, dass alles im Präsens geschrieben wurde – das mag ich nicht so gerne, hat mich hier aber nur bei akuten und brenzligen Szenen gestört, weil es dann für mich nicht passt, dass etwas erzählt wird, das gerade passiert. Insgesamt aber konnte ich gut in der Geschichte abtauchen und fand die Atmosphäre sehr eindringlich und einnehmend.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, jeweils immer in Ich-Form – und es kommen Elyssa, Aeneas und Anna zu Wort. Natürlich hat hier jeder einen eigenen Schwerpunkt dessen, was ihn bewegt, durch die Ich-Form konnte ich mich so gut in den jeweilig Erzählenden hineinversetzen und habe die Handlungen und Gedanken gut fühlen und auch nachvollziehen können. Neben den drei genannten gibt es noch zwei weitere Perspektiven – zum einen die von Eros, dem Liebesgott, der sich zum Ziel gemacht hat, Aeneas und Elyssa zusammenzubringen. Seine Sicht auf die Menschen, ihre Gefühle und Gedanken fand ich großartig, manchmal ist das, was er meint, wirklich zum Schmunzeln, und gerade seine Perspektive mochte ich sehr, spannend war seine Not, die er verspürt, wenn etwas nicht so funktioniert, wie er es sich wünscht und auch, wenn er die Menschen mal wieder nicht versteht (sie aber insgeheim auch ein bisschen beneidet). Zum anderen gibt es noch einen Erzählstrang aus Sicht des Dichters Vergil, der Jahrhunderte später spielt – er hat den Auftrag von Augustus, einen bedeutenden Text zu schreiben, doch er hadert mit der Aufgabe, bis er schließlich eine Form findet, die Geschichte von Aeneas zu erzählen.

So kurz das Buch ist, so bin ich dennoch sehr gut eingetaucht in die Geschichte. Die Figuren sind gut gezeichnet, und durch die gewählte Ich-Form habe ich mich sehr gut in sie hineinversetzen können. Ich mochte zudem die Schilderungen der Zeit, die Atmosphäre, und auch, dass die Autorin geschickt ein paar bekannte Szenen aus der Ilias eingeflochten hat. Ich habe nach der Lektüre noch ein bisschen recherchiert und so Lust bekommen, mich mehr mit der griechischen Mythologie zu beschäftigen. Ich finde diese Adaption einer Geschichte der griechischen Saga sehr gelungen und empfehle das Buch gerne weiter.