Sei vorsichtig, was du dir wünschst…

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hundenaerrin Avatar

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Tor lebt auf Emblem Island, einer bunten Insel voller Frieden. Denn (fast) jedes Neugeborene kommt mit einem Emblem auf die Welt, das seine Zukunft und seine Bestimmung in der Gesellschaft vorgibt. Doch Tor möchte kein Anführer des Dorfes werden, wie es seine Mutter ist und ihm sein Emblem verspricht. In jeder Neujahrsnacht jedoch dürfen alle Bewohner ab 12 Jahren einen Wunsch äußern. So auch Tor, der seine erste Wunschnacht dafür nutzt, sich ein anderes Emblem von der Wunschgöttin zu erbitten. Doch statt mit dem Zeichen eines Wasseratmers erwacht Tor mit einem Fluchauge auf seiner Hand. Die Nachthexe hat ihn für seinen Wunsch verflucht! Um dieses Dilemma rückgängig zu machen, bleibt ihm nur eine Möglichkeit: Er muss die Nachthexe aufsuchen und sie bitten, das Ganze rückgängig zu machen. Doch auf welche Abenteuer und Gefahren Tor dabei stößt, war ihm vorher nicht bewusst…
Aufmerksam geworden bin ich auf dieses Buch durch das wunderschöne Cover. Es sticht durch seine kräftigen Farben hervor und erhält durch den vergoldeten Schriftzug eine edle Aufmachung. Allein der Vogel, bei dem es sich wohl um den Silberfalken handeln soll, ist farblich eher schlecht passend zum Inhalt getroffen.
Genau so bunt wie die Aufmachung ist auch der Inhalt des Buches. Alex Aster hat eine tolle Geschichte mit spannenden Abenteuern, einer wunderbaren Freundschaft, einem ambivalenten Bösewicht und mutigen Protagonisten geschaffen. Der Einstieg in die Geschichte verläuft schnell, reibungslos und ohne Längen oder Fragen. Ich bin völlig unvoreingenommen an die Geschichte herangegangen, denn ich hatte noch nichts von dieser Autorin gelesen. So konnte ich mich voll und ganz auf die Erzählung einlassen. Ein paar wenige Punkte gab es, die für mich Leerstellen aufwiesen (Wie bezahlen die Kinder ihr Essen? usw.), aber über die kann man gut hinwegsehen. Wer Schwachstellen finden will, der wird sie entdecken. Da dies aber vorrangig ein Buch für ältere Kinder ab elf Jahren ist, steht die Abenteuergeschichte im Vordergrund, nicht die Fragen nach Logistik und Logik.
Die Themen dieser Erzählung gefielen mir sehr gut, besonders auch ihre Darstellung und Aufarbeitung: Andersartigkeit, Ausbruch aus gesellschaftlichen Normen und Werten, gesellschaftliche Akzeptanz, die Tragweite von Entscheidungen, das Schicksal – Akzeptanz und Ablehnung –, Freundschaft und – wie so oft – die Dichotomie zwischen Gut und Böse.
Die Entwicklung des Protagonisten Tor vollzog sich eher schleppend und ist erst im letzten Drittel der Geschichte ersichtlich. Melda war mir zu Beginn sehr unsympathisch, konnte mich aber im Verlauf immer mehr von sich überzeugen. Sowieso nehmen die weiblichen Figuren in diesem Buch eine starke Rolle ein. Seien es die Mütter der Kinder, die Riesinnen oder eben auch die Nachthexe. Mit Engle bin ich bis zum Schluss kaum warm geworden, er bleibt etwas blass beschrieben auf der Strecke. Ich hoffe, dass sich die kleine Raupe Nimmersatt aka. Engle im Folgeband in einen mutigen, abenteuerlustigen Schmetterling verwandelt. Denn Potenzial hat er, das ließ sich an einigen Stellen erkennen.
Der Cliffhanger verspricht, ebenso wie das für mich sehr überraschende Ende, Großes für den zweiten Band! Hoffentlich habe ich bis dahin auch ein Emblem erhalten, und wenn es nicht das einer „Leserin“ ist, rede ich auch mal ein erstes Wörtchen mit der Wunschgöttin! Oder lieber doch nicht…?