Tolle Geschichte, tolles Worldbuilding, aber teilweise schwierige Figuren…

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Die 16-jährige Emily gehört zu einer berühmten Familien von Nekromanten, hat aber selbst (scheinbar) kein magisches Talent. Als Ashton, der Sohn der verfeindeten Nekromanten Familie Goodwin, bei den Seymours zu Gast ist, um einen Friedensvertrag auszuhandeln, gerät Emilys Welt aus den Fugen. Denn bei einem Ritual kommt Ashton, durch eine Unachtsamkeit von Emily, ums Leben. Um ihre Fehler wieder gut zu machen, beschließt sie Ashton mit einem verbotenen Zauber von den Toten zurückzuholen. Doch das hat Konsequenzen…

Ich lese ja gerne Jugendbücher, auch wenn ich (Ü40) schon lange nicht mehr deren Zielgruppe bin. Das Setting hat mich neugierig gemacht und auch die Leseprobe hatte mir gefallen. Mit dem Roman insgesamt habe ich mich aber etwas schwergetan. Aber der Reihe nach…

Das Worldbuilding ist auf jeden Fall ein riesen großer Pluspunkt! Die Idee mit der Zwischenwelt und den Raumfalten war (im wahrsten Sinne des Wortes) fantastisch! Die übernatürliche Welt mit den verschiedenen Kreaturen und magischen Disziplinen war stimmig und atmosphärisch ausgestaltet. Die Beschreibungen, z.B. von Emilys Zuhause oder den New Yorker Straßenzügen, waren bildhaft und ich konnte mir die Szenerie gut vorstellen.
Die Geschichte an sich war eigentlich auch ganz gut. Klar, das Genre wird hier nicht neu erfunden und es wurde das ein oder andere Klischee bedient. Es dauerte auch ein bisschen, bis die Handlung in Fahrt kam, aber ab der zweiten Hälfte blieb der Spannungsbogen hoch, der „Showdown“ am Ende hat mich gepackt und es gab die ein oder andere Überraschung.

Womit ich mich aber etwas schwer getan habe, sind die Figuren. Die Hauptprotagonistin Emily hat durchaus liebenswerte Eigenschaften. Aber diese übertriebene Tollpatschigkeit ging mir nach nur wenigen Kapiteln ziemlich auf die Nerven. Dennoch mochte ich ihre Neugierde und dass sie sich von ihrer Familie nicht unterkriegen lässt.
Überhaupt… Emilys Familie…egoistisch, unsympathisch, unempathisch… ich fand sie grässlich alle miteinander (mit Ausnahme von Emilys Granny vielleicht). Die völlig überzeichnete Darstellung der Familie Seymour hat mich in der ersten Hälfte des Buches fast zum Abbruch gebracht.
Und dann ist da noch Ashton, der natürlich „total heiß“ aussieht und in den sich Emily sofort verguckt. Die Storyline um ihn hat mir aber grds. gefallen. Zunächst fand ich seine Bockigkeit und seinen Unwillen, Emily zuzuhören etwas anstrengend. Aber man versteht schließlich, was durch den Wiederbelebungs-Zauber mit ihm geschehen ist. Sein Handeln und seine Reaktionen waren dann für mich nachvollziehbar. Letztendlich hat mir die Dynamik zwischen ihm und Emily sehr gefallen und ich musste oft schmunzeln bei ihren kleinen Kabbeleien.

Fazit. Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Insbesondere in der ersten Hälfte haben mir die überzeichneten Figuren die Geschichte ganz schön vergrätzt. Andererseits war das Worldbuilding wirklich großartig und ab der zweiten Hälfte habe ich das Buch mit Freude gelesen. Der Cliffhanger am Ende war gemein und damit ganz nach meinem Geschmack. Insofern freue ich mich doch auf die Fortsetzung, die im April nächsten Jahres erscheint.