Das verratene Herz

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Mit „Das verratene Herz“ hat die Autorin Beril Kehribar ihren Reihenauftakt zur geplanten Trilogie „Empire of Sins ans Souls“ veröffentlicht. Dieser kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Bisher kannte ich noch kein Werk der Autorin Beril Kehribar. Der Klappentext hat einen düsteren Fantasyroman versprochen, welcher größtenteils in der Vorhölle – hier Xanthia – spielt. An sich habe ich mir einen spannenden und melancholischen Roman mit ausgeprägtem Fantasyeinschlag erhofft. Bekommen habe ich jedoch stellenweise etwas anderes, sodass meine Erwartungen nur bedingt erfüllt worden sind.
Bei diesem Fantasybuch habe ich zum Hörbuch gegriffen. Es wird von den beiden Sprechern Rebecca Veil und Elias Emken vorgelesen, welche beide einen ausgezeichneten Job machen. Man hat als Hörer das Gefühl, dass die beiden Sprecher diese Geschichte leben. Dadurch transportieren sie eine passende Stimmung und übertragen gekonnt die Emotionen, sodass man sich besser auf das Gehörte einlassen kann. Auch die Art der Betonung haben die beiden gekonnt umgesetzt. Ebenso das Lesetempo war angenehm, sodass man der Geschichte gut folgen konnte. Ich persönlich bin froh, dass ich bei diesem Werk zum Hörbuch gegriffen habe. Denn für mich haben die Sprecher Veil und Emken eigentlich den wesentlichen Part ausgemacht, dass ich weiter höre und dieses Werk nicht abbreche.
Zu Beginn wird man sofort mitten in die Geschichte hineingeworfen. Der Einstieg ist ziemlich direkt. Sofort wird eine düstere Atmosphäre aufgebaut und wird in eine Welt hineinkatapultiert, welche Parallelen zu unserem Mittelalter aufweist, aber sich dennoch in einigen Aspekten unterscheidet. Man lernt die Protagonistin Zoé kennen und erfährt dabei so einiges über ihr Leben. Sie hat es nicht immer leicht gehabt und musste in ihrem jungen Leben schon einige Schwierigkeiten überwinden. Die Bedrohungen und Gefahren, die in solch einem Alltag lauern, sind quasi greifbar. Ich fand die Atmosphäre, welche aufgebaut wird, gelungen. Auch merkt man die anstehende Gefahr, die Spannung ist auch hier spürbar und als Leser wartet man auf den großen Paukenschlag. Nicht so gut gefallen hat mir im Gegensatz dazu, dass die Sprache meiner Meinung nach stellenweise nicht so ganz zum Setting gepasst hat. Hier wird eher ein rückständiges Leben angedeutet, dafür war mir die Sprache stellenweise zu modern. Für mich war dies nicht ganz stimmig und hat zum Teil meinen Fluss gestört.
Die Handlung selbst ist eigentlich recht vielversprechend. Zoé führt ein einfaches Leben, muss sich aber ihren Körper verkaufen, um über die Runden zu kommen. Sie hat einige Schicksalsschläge erlitten und als sie schließlich in die Vorhölle Xanthia kommt, nachdem sie erhängt wurde, geht sie einen Pakt mit einem Xathyr ein. Natürlich ist dieser in einer wichtigen Position, hat Einfluss und ist zufälligerweise richtig attraktiv. Und die eigentliche Handlung, das Stehlen der drei Relikte – im Austausch für ihre Freiheit – gerät leider in den Hintergrund. Dies war einer der Aspekte, welcher mir leider gar nicht gefallen hat. Mir persönlich wurde hier unnötig viel Spice in die Geschichte gebracht. Stellenweise in den unpassendsten Momenten. Und dadurch, dass Zoé viel erlebt hat und Männern gegenüber misstrauisch ist, ist sie mir hier wahrlich viel zu naiv und schmeißt all ihre selbst auferlegten Regeln über Bord – ohne Sinn und Verstand. Für mich war dies einfach unglaubwürdig.
Die Protagonistin Zoé ist eigentlich eine starke junge Frau, welche für ihr Überleben kämpft. Außerdem hat sie eine kranke Mutter, um die sie sich sorgt. Zu Beginn wirkt sie recht distanziert, aber dann lernt man sie besser kennen. Sie hat ein großes Herz für ihre Mitmenschen, obwohl sie schon einige schlechte Erfahrungen gemacht hat. Besonders Männer haben sie öfters ausgenutzt und daher ist sie eigentlich vorsichtig ihnen gegenüber. Daher ist es verwunderlich, dass sie gegenüber Graf Alexei so blauäugig und naiv ist. Für mich sind ihre Handlungen ihn gegenüber nicht nachvollziehbar und ergeben keinen Sinn. Erst hat Zoé aus ihren Fehlern gelernt, gibt sich stark und clever und dann ist sie so kopflos. Alexei selbst ist ein einflussreicher Graf in Xanthia. Er ist eher undurchschaubar und gibt nicht allzu viel von sich Preis. Bis zum Ende von „Der verratene Herz“ bin ich über seine Beweggründe und seine wahren Absichten nicht ganz schlau geworden. Ich fand ihn leider nicht sympathisch und denke eher, dass er Zoé schamlos für seine Machenschaften ausnutzt.

Insgesamt konnte mich Beril Kehribar mit dem Reihenauftakt „Das verratene Herz – Empire of Sins and Souls“ nicht so überzeugen. Die Grundidee fand ich ansprechend, jedoch fand ich die Umsetzung unreif. Auch fand ich die spicy Szenen größtenteils unpassend und waren für mich nicht stimmig. Mein Highlight waren die beiden Sprecher Rebecca Veil und Elias Emken, welche den Inhalt gekonnt in Szene gesetzt haben. Leider kann ich hier nur 2,5 Sterne vergeben und ich werde die Reihe wohl nicht weiterverfolgen.