Jos philosophische Gedanken zu Mothers´ Business

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Vor 6 Jahren trafen sich acht australische Frauen und feierten eine Pyjama-Party. Sie wollten sowas öfter machen, doch im Alltag setzten sie diesen Wunsch nicht um. So freuen die beiden Freundinnen Jo und Helen sich enorm, als ein neues Treffen über ein ganzes Wochenende startet. Allerdings sind nur noch vier der Freundinnen von damals beim Treffen beteiligt, es gibt jedoch drei Neuzugänge. Alle Damen sind 40+ und bis auf eine, haben alle Kinder. Ein Teil ist liiert, ein Teil nicht. Einige Arbeiten, andere sind mehr oder weniger Vollzeit-Mütter. Jo erzählt die Geschichte dieses Wochenendes, an dem einiges unbekanntes oder auch unglückliches aus dem Leben der Frauen ans Tageslicht kommt. Zwischendurch essen sie mal mehr, mal weniger lecker, trinken Alkohol und besprechen Alltägliches.

Dies ist der Folgeband von Joanne Fedlers "Weiberabend". Es enthält autobiographische Anteile und beschreibt außerdem Gespräche die Joanne Fedler so oder so ähnlich geführt oder gehört hat. Die Ich-Erzählerin Jo beschreibt die Gespräche und Ereignisse dieses Wochenendes aus ihrer Sicht. Auch die anderen Protagonistinnen lernt man durch ihre Augen kennen. Wobei es am Anfang des Buches eine kleine Liste mit Kurzbeschreibungen der Charaktere gibt, auf die man immer wieder leicht zurück greifen kann, sollte man sich während des Lesens fragen, um wen es jetzt gerade geht. Die Erzählung ist leicht zu lesen, den Dialogen (aus denen das Buch in weiten Teilen besteht) kann man in der Regel leicht folgen, auch die Gedanken, die Jo sich immer wieder macht und die sich häfig ums Mutter-sein drehen, sind eigentlich leicht zu begreifen, wobei es hier an einigen Stellen Längen gibt, die das Gefühl vermitteln, dass Jo "sich gerne reden hört" bzw. gern wortreiche Beschreibungen ihrer Gedanken abgibt. Das Cover vermittelt den Eindruck leichter Kost, der Roman selbst weicht davon jedoch häufig ab. Alle Frauen haben Probleme aus der Vergangenheit oder Gegenwart, die in diesem Roman erwähnt werden. Da der Leser diese jedoch aus Jos Sicht geschildert bekommt, wirken sie manchmal dramatischer, manchmal weniger dramatisch, als sie wohl eigentlich sind. Jo hat nämlich auch noch ihre eigenen Probleme, sie kann nicht schlafen, ist kalorienfixiert und eine überkontrollierende Mutter, die bei ihren pubertierenden Kindern inzwischen an ihre Grenzen stößt. Eine wirkliche Sympathie für diesen Charaktere zu entwickeln gestaltet sich eher schwierig. Eine wirkliche Entwicklung der Protagonisten findet nicht spürbar statt und ein Spannungsbogen ist nicht vorhanden. Am Ende des Romanes sind einige Dinge anders, als zu Beginn, in welcher Weise und ob dies Einfluss auf das weitere Leben der Charaktere hat, bleibt offen.

Ich habe unglaublich lange für diesen Roman gebraucht und musste mich am Ende fast zwingen, ihn zu Ende zu lesen. Ich kenne den Vorgängerroman nicht, habe nur die ersten paar Seiten in einer Leseprobe gelesen, in der jedoch der Hauptcharakter Jo weit sympathischer bei mir ankam, als in diesem Folgeband. Nach wenigen Seiten kam mir nämlich Jo ganz schön zwanghaft und ichfixiert vor. Ihre Verhältnis zum Essen hat etwas von einer Essstörung, das Kreisen ihrer Gedanken um ihr Muttersein, häufig in philosphisch angehauchten Verallgemeinerungen gipfelnd, scheint ihr Lebensinhalt zu sein. Lebensfreude und die Dinge einfach mal Laufen zu lassen ist nicht ihr Ding. Mit ihrem Verhalten stößt sie anderen Protagonistinnen vor den Kopf und nimmt sich selbst und den anderen hin und wieder (oder auch oft) die Möglichkeit, Spaß zu haben. Alles in allem führte dies dazu, dass sie mir nicht wirklich sympathisch war, an bestimmten Stellen fand ich sie sogar unsympathisch. Das ist eine schlechte Voraussetzung für eine Ich-Erzählerin. Ich selbst bin keine Mutter und die Mütter,die ich kenne sind anders, vielleicht verstärkte dies das Gefühl, das mir in weiten Teilen ihre Gedanken als Mutter fremd blieben. Zum Ende hin nervten mich ihre Gedankengänge(auch zu anderen Themen) fast, da sie für mein Empfinden zu ausufernd und zu verallgemeinernd waren oder in Selbstvorwürfen endeten. So hat der Roman meiner Meinung nach Längen und da in dem Roman nicht wirklich etwas passiert, außer den Gesprächen zwischen den Frauen, konnte der Roman mich nicht wirklich überzeugen. Den ersten Band möchte ich lieber nicht lesen.

Ein nicht sehr humorvoller, dennoch leicht zu lesender Frauenroman, der viele Gespräche verschiedener Frauentypen beinhaltet und sich hauptsächlich um das Leben von Müttern jenseits der vierzig dreht. Ich kann es, aus oben genannten Gründen, leider nicht wirklich weiter empfehlen. In meinen Augen ein eher langweiliges Buch, welches ich nicht hätte lesen müssen, aber Geschmäcker sind ja verschieden.