Weiberwochenende

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linus63 Avatar

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6 Jahre nach ihrem letzten Treffen verbringen Jo und ihre Freundinnen zusammen ein Weiberwochenende, fern von ihrem Alltag und ihren Verpflichtungen, mit viel Alkohol und einer Menge Gesprächsstoff .....

Joanne Fedlers flüssiger Schreibstil ist gut zu lesen. Sie ermöglicht mir einen einfachen Einstieg in die Geschichte, in dem sie neben einer Personenübersicht am Anfang des Buches die Frauen nacheinander die Bühne betreten lässt, so dass ich allmählich einen Überblick über die "Weiber" und ihr Umfeld erhalte. Darüber hinaus lässt die Autorin immer wieder anfangs oberflächliches Geplänkel in ein ernstes Gespräch übergehen, was eine sonst verborgene Seite der entsprechenden Person zum Vorschein bringt und sie damit umfassender charakterisiert. So zeigt sich nach und nach, dass jede einzelne ihr Päckchen zu tragen hat, als Mutter oder mit der eigenen Mutter, entweder in der Vergangenheit, oder aus ihrer heutigen Situation heraus. Jo hat zum Beispiel Probleme, ihre Kinder loszulassen, während Ereka tagtäglich ihre behinderte Tochter ohne Aussicht auf ein Ende versorgt und sich Gedanken darüber macht was passiert, wenn sie dies eines Tages nicht mehr kann.

Meine Begeisterung lässt im Laufe der Lektüre spürbar nach, denn ich werde weder mit den Frauen, noch mit ihren Themen richtig warm. Einerseits verleihen diese Lebensproblematiken, Ängste und Sehnsüchte dem Buch einen gewissen Tiefgang und regen vereinzelt zum Nachdenken an. Andererseits kann ich - auch als Mutter im entsprechenden Alter - stellenweise nur genervt den Kopf schütteln, welche Vorurteile manche Frauen hegen, die sich dann später häufig als haltlos herausstellen, wie zickig sogenannte Freundinnen miteinander umgehen, und was manche Frauen als Problem bezeichnen. Allerdings bringt die Autorin hiermit die Vielfalt und die Unterschiede der menschlichen Charaktere schön zum Ausdruck. Trotzdem finde ich die Darstellung stellenweise überzogen und klischeehaft, und bei den Frauen nur eine ansatzweise vorhandene Bereitschaft zu Selbstreflexion und Veränderungen, die jedoch Voraussetzung für ihre Entwicklung sind.

Der anfangs amüsante Wiedererkennungseffekt zu Personen in meinem Bekanntenkreis bleibt mit fortschreitender Handlung ebenso auf der Strecke, wie die leichte und heitere Atmosphäre, die die Aussicht auf und den Beginn dieses Wochenendes geprägt hatte. Auch wenn Joanne Fedler in ihrer Vorabbemerkung erwähnt, dass sich diese Geschichte auf einem schmalen Grat zwischen Fiction und Non-Fiction bewegt und viele Gespräche in ähnlicher Form tatsächlich stattgefunden haben, finde ich keinen Zugang zu ihr. Menschen sind eben verschieden ;-)