Gefangen in transgenerationalen Traumata

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„Die Überlebenden“ und „Verbrenn all meine Briefe“ haben mich begeistert. Auch „Endstation Malma“ konnte mich mit seiner klaren Sprache, dem Spiel unterschiedlicher Zeitebenen und der beklemmenden Familiengeschichte sofort in seinen Bann ziehen.
Schulmans großes Thema sind transgenerationale Traumata.
Wir werden Zeuge dreier Zugfahrten mit dem Ziel Malma. Die 10-jährige Harriet ist mit ihrem Vater, einem Fotograf, unterwegs. Im Gepäck haben sie eine Urne, doch der Vater tritt diese Reise mit seiner Tochter nicht nur wegen des Begräbnisses an.
Viele Jahre später begibt sich Harriet mit ihrem Ehemann Oskar auf dieselbe Reise. Harriet möchte Oskar in Malma etwas zeigen und vielleicht auch ihre Ehe retten. Auch Yana, ihre Tochter, zieht es als junge Frau mit dem Zug nach Malma. Sie sucht Antworten auf drängende Fragen, möchte verstehen, was in ihrer Familie geschehen ist. Die Reise nach Malma wird für alle Familienmitglieder zu einem Wendepunkt - danach ist nichts mehr wie es war.
Schulman versteht es großartig, dysfunktionale Beziehungen zu skizzieren. Er zeigt, wie sich Verletzungen und Kindheitstraumata auf die nachfolgenden Generationen auswirken können. Die Lektüre lässt niemals kalt. Sie wühlt auf, stößt vor den Kopf, bedrückt. Es schmerzt wie sehr die Protagonist*innen in ihrem Schweigen und ihrer Einsamkeit gefangen sind.
Endstation Malma ist ein klug konstruierter Roman, der geschickt die unterschiedlichen Zeitebenen verwebt. Mit seinem dritten auf Deutsch erschienen Roman erlangt Schulman den Platz eines Lieblingsautors. Ich freue mich schon sehr auf weitere Werke.