Mit dem Zug des Schicksals bis zur Endstation

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geschwaetz Avatar

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Vom gelben Licht der Sonne beleuchtet zieht ein Adler weit über allen Dingen seine Kreise und kann frei entscheiden, wann er sich wie das Schicksal, auf seine Beute stürzt, für die es kein Entkommen mehr geben wird.
Wir Lesenden haben seine Sicht von oben auf die Figuren, die von Alex Schulman alle auf Bahnsteigen wartend und in Zügen sitzend, eingeführt werden, womit vom Autor von Beginn an eine gute Spannung aufgebaut wird.
Während langer Zugfahrten hat man viel Zeit zum Nachdenken. Besonders Harriet, die in diesem Roman im Mittelpunkt steht, beschäftigt sich intensiv mit ihren Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Kindheit, um herauszufinden welche Ereignisse und Erlebnisse sich so negativ auf ihr Leben und ihre Psyche ausgewirkt haben. Sie glaubt, „Sie sei eine Gefangene der Entscheidungen, die andere für sie getroffen hätten …“ und dass „Die Zukunft […] bereits vorherbestimmt“ ist und sich nicht beeinflussen lässt.
Alex Schulman versucht herauszuarbeiten, warum manchen Menschen psychisch krank sind. Sind es hauptsächlich die vererbten Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden? Kann man seinem Schicksal wirklich nicht entkommen? Ab wann und wodurch lösen sich familiäre Bindungen auf?
Wenn man erst einmal sortiert hat, wer wer ist und wer zu wem gehört, nimmt der Roman langsam Fahrt auf wie ein Zug, der durch die Leben der Figuren fährt. Im letzten Drittel allerdings zuckelt er so träge von Station zu Station, dass man froh und erleichtert ist, dass er endlich seine Endstation Malma erreicht hat.
Obwohl ich mir manches in den Beschreibungen der Familienkonstellationen und der schönen schwedischen Natur etwas variantenreicher gewünscht hätte, ist es doch insgesamt ein sehr guter Roman, der seinen Fokus auf die Bedeutung der Psychologie für uns Menschen gerichtet hat.