Unglaublich dicht gewebte Familiengeschichte

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diemanu72 Avatar

Von

Alex Schulman
Endstation Malma

Dieses Buch handelt im Vordergrund von einer Zugfahrt nach Malma (einem fiktiven Ort in Schweden). Ein Vater mit seiner kleinen Tochter, bei dem man das Gefühl hat, er könne nichts mit dem Kind anfangen. Ein Ehepaar, dass sich auseinandergelebt hat und der Mann es nicht wahrhaben will. Eine junge Frau, die wie unter Zwang mit der Urne ihres Vaters nach Malma fahren muss, um die Rätsel ihrer Vergangenheit zu lösen.

Was wie eine „ganz normale“ Reise mit dem Zug durch die schwedische Landschaft von Stockholm Richtung Malma aussieht, entpuppt sich erst nach und nach als eine Familiengeschichte: Das kleine Mädchen (1976) kämpft um die Zuneigung ihres Vaters und wäre doch lieber auch bei ihrer Mutter und Schwester. Als erwachsene Frau (2001) kämpft sie um das Verständnis ihres Mannes und bekommt es nicht wirklich. Und ihre Tochter (in der Gegenwart) fährt in den kleinen Ort, um zu verstehen, was ihre Eltern und ihr Großvater angetrieben hat und warum ihre Mutter verschwand.

Verluste und Enttäuschungen prägen dieses Buch, dass mit ruhiger Sprache zu erklären versucht, wie eine Familie zumindest teilweise scheitert. Dreh- und Angelpunkt ist Harriet, die als Kind, als Ehefrau und als Mutter letztendlich scheitert. Auch sie verlässt ihre kleine Tochter und wiederholt damit das Trauma ihrer eigenen Kindheit.

Die wechselnde Erzählperspektiven von Harriet, Oskar und Yana verweben sowohl die unterschiedlichen Zeiten als auch die verschiedenen Probleme, Lebensarten und Einstellungen der Familie auf eindrucksvolle Weise.
Das Buch begeistert und verstört gleichermaßen. Der (durch die Zeitlinien gelegentlich verwirrte) Leser kann sich auf ein herausragendes Buch freuen.