Vom Bösen besessen

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owenmeany Avatar

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Die bedrückende Endzeitvision einer unerträglichen Hitzewelle gefolgt von zerstörerischen Unwettern leitet das Buch ein. Und gleichzeitig tritt Bethany Krall, der mordende Teenager, ins Leben der Psychologin Gabrielle Fox. Skizzenhaft umreißt die Ich-Erzählerin Gabrielle ihre Lebensumstände und lässt es dabei in Bezug auf ihren senilen Vater auffällig an Respekt mangeln ("Prä-Gaga-Stadium"). Bei der Beschreibung von Szenarien offenbart sie einen Hang zu besonders blumiger Ausdrucksweise.

In einer psychiatrischen Klinik für jugendliche Straftäter, das in seinem Ambiente pure Hoffnungslosigkeit ausstrahlt und auch für die Erzählerin nach einer Lebenskrise eine Notlösung darstellt, trifft sie auf die als nicht therapierbar bezeichnete Bethany, die ihre Mutter grausam ermordete und unter der ganzen Symptombandbreite einer schweren Psychose leidet. Vermutlich hat die durch die aktuellen apokalyptischen Ereignisse ausgelöste Glaubenswelle, in der ihr Vater die Funktion eines Predigers ausübt, die junge Frau hochgradig verwirrt.

Ganz nebenbei wird auf S. 23 ein Rollstuhl erwähnt, den Gabrielle benutzt. Und so lässt man eine gemeingefährliche Patientin auf sie los? Sehr routiniert handhabt Jensen die bewährte Methode, Spannung zu erzeugen, indem sie Informationen aller Art nur bröckchenweise preisgibt. Auch wenn die Leseprobe kaum über ein Exposé hinaus führt: die Konstellation mit der seelisch und körperlich verwundeten Therapeutin und der psychotischen jungen Frau scheint mir hochinteressant.