Vorsicht vor Internetbekanntschaften!

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München, Sommer 2014: Die Studentin Jule Ziegler tauscht, nachdem ihr Freund Tim sie mit Lena betrogen hat, intensive und tiefsinnige Mails mit einem Mann aus, der sich Seelenfreund und sie seinen Engel nennt. Doch plötzlich, nachdem Jule ihm ein Bild von ihr geschickt hat, macht dieser Seelenfreund quasi online mit ihr Schluss, möchte ihr nicht weiter schreiben, sie nicht kennenlernen und löscht sogar seinen E-Mail Account. Jule ist verzweifelt, versucht scheinbar diesen geheimnisvollen Mann zu finden. Durch die Wut auf Tim bemerkt sie den leicht psychopathisch angehauchten Inhalt der Mails ihres Seelenfreundes scheinbar nicht, ihre eigene Traurigkeit scheint sich in der Traurigkeit der Post des Fremden wiederzufinden. Doch Jule begeht mit der Suche nach ihrem Mailpartner einen großen Fehler, den sie bitter bezahlen muss. Die Strafe für ihre Naivität bekommt sie nur allzu deutlich zu spüren.
Im September macht sich Ulrike Ziegler, Jules Mutter, auf von Münster nach München, da sie von ihrer Tochter ungewöhnlich lange kein Lebenszeichen erhalten hat. Sie muss sich nicht nur die Vorwürfe ihres Mannes eine Glucke zu sein gefallen lassen, sondern auch von dem Polizisten bei dem sie die Vermisstenanzeige aufgibt. Doch Ulrike bleibt, trotz ihrer Glucken- und Hausfrauenseele hartnäckig, sie spürt dass ihre Tochter in Gefahr ist.
Ein dritter Szenenwechsel lässt die Leser die Polizistin Anette Kirchgässer kennenlernen, die zum Selbstmord eines Finanzberaters gerufen wird. Man lernt ihr hitziges Temperament und ihre analytische Stärke kennen, da sie ihrem Kollegen Stöckl, der von einem Mord ausgeht, erläutert, woran sie festmacht dass es sich um einen Selbstmord handelt. Doch Stöckl und Kirchgässer stehen wohl schon länger auf Kriegsfuß, denn Stöckl glaubt die Kollegin irrt sich. Bevor es am Tatort zum Eklat kommt, taucht Anettes Kollege Georg – Gig - Gruber auf, der ein anderes Kaliber zu sein scheint als Stöckl, mit Harley und Humor.
Auf welche Weise gelingt es Ulrike, dass der Vermisstenfall Jule dennoch bearbeitet wird? Wie landet der Fall in den Händen von Anette und Gigi? Welche Abgründe tun sich auf? Wer ist der geheimnisvolle Seelenfreund, der Jules Verderben geworden ist? Können die Polizisten die junge Studentin retten?
Anna Mertens gelingt es sowohl durch die Szenen- und Zeitenwechsel – Prolog mit der gefangenen Jule, Ulrikes Verzweiflung und ihr Gang zur Polizei, die E-Mails zwischen dem Seelenfreund und Jule, der mutmaßlich nicht im Zusammenhang mit Jules verschwinden stehende Tatort an dem die Leser Anette und Gigi kennenlernen, Juli und September – einen immensen Spannungsbogen aufzubauen. Sie erzählt in der Vergangenheit, dicht, intensiv, gut verständlich und temporeich. Kann Jule gerettet werden, möchte man sofort erfahren.