Thrillerdebüt gelungen

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aennie Avatar

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Engelsschmerz ist der erste Krimi / Thriller der Autorin Anna Martens. Ich finde, es handelt sich um ein durchweg gelungenes Debüt. Zu den großen der Szene ist noch ein bisschen Luft, aber umso gespannter kann man auf die nächsten (hoffentlich!) Romane der Autorin sein.
Jule ist verschwunden. Ihre Mutter ist sich sicher, dass – bei allen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Münster und München – die Studentin nicht im Urlaub ist. Stimmt, denn sie hat im Internet, betrogen von Freund Tim mit ihrer besten Freundin Lena, nach Trost gesucht. Und gefunden, in Gestalt des älteren Bernd, der empathische Mails schreiben kann und in der Eifel lebt. Als er verkündet, nicht wert zu sein, mit der hübschen und jungen Jule Kontakt zu haben, verzweifelt sie schier und macht sich schließlich auf den Weg zu ihm. Der komische Kauz ist ihr dann aber doch tatsächlich etwas zu verschroben und ungewaschen, doch das wirkliche Übel offenbart sich kurz darauf: Bernd hat einen psychopathischen Nachbarn, der Jule betäubt und entführt. Was sie dann erlebt, ist furchtbar.
Der Roman hat mir gut gefallen, er spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, die jede für sich voranschreiten, um am Ende zusammentreffen: die Erlebnisse von Jule ab Ende Juli bis zu Ihrer Rettung und das Geschehen rund um Jules Mutter, ihre Recherchen und die Ermittlungen der Kommissarin ab Mitte September. Flankierend dazu werden die wirren Gedankengänge des Entführers dargestellt.
Die Figuren sind alle sehr gut gezeichnet, nur der Ermittlungspartner „Gigi“ der Kommissarin bleibt vollkommen blass, obwohl sogar im Klappentext erwähnt, spielt er nur eine winzige Nebenrolle, aber vielleicht wird das in Folgebänden ja anders. Insgesamt flüssig zu lesen, die Thriller-üblichen Grausamkeiten, wenn es um Psychopathen, Entführung und Folter geht, stehen meiner Meinung nach denen erfolgreicher Autoren dieses Genres in nichts nach. Fazit: kurzweiliges Lesevergnügen, kommen weitere Bände der Autorin sind sie sicher mehr als nur die Überlegung, sie zu lesen, wert.