Enttäuschende Geschichte

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druckdeufel Avatar

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Die berühmte Schriftstellerin Enrietta da Silva hat in ihrem Testament ihren Ziehsohn Emilio und eine junge Schauspielerin, die sie lange unter ihre Fittiche genommen hatte, bedacht. Nach ihrem Tod sitzen diese beiden Personen in einem Zürcher Anwaltsbüro und erfahren, dass es einen weiteren Erbberechtigten gibt, Armando, den leiblichen Sohn der Verstorbenen.
Aus dieser durchaus interessanten Ausgangskonstellation, die Fragen aufwirft und Interesse, beinahe so etwas wie Spannung, hervorruft, vermag Autorin Sylvia Madsack leider nichts zu entwickeln, was der anfänglichen Lesererwartung gerecht wird. Die angedeuteten Familiengeheimnisse bleiben schlicht und oberflächlich, anstatt dessen ergeben sich teilweise sonderbare und nicht nachvollziehbare Beziehungen und Verstrickungen. Die Geschichte verkümmert zu einer Herz-Schmerz-Verwicklung.
Insgesamt entsteht der Eindruck, das Konzept des Buches sei nicht von Beginn an klar gewesen, sondern habe sich im Lauf der Handlung mehr oder minder spontan ergeben. Es fehlen Klarheit und Struktur. Obgleich das Buch keine 300 Seiten umfasst, besteht schon recht bald ein Großteil der Dialoge aus Wiederholungen, auf die gut verzichtet hätte werden können, und die der anfänglich aufgebauten Spannung schnell den Garaus machen.
Die Personen bleiben zunächst seltsam distanziert. Ihr Handeln, allen voran das Enriettas, erscheint oft nicht nachvollziehbar, manchmal unreif, unpassend. Starke Umschwünge wirken unglaubwürdig und wenig authentisch. Dabei sind genau sie es, die anscheinend als Fazit stehen bleiben, allerdings wenig überzeugend.
Am besten gelingen vielleicht die Darstellungen der Schauplätze. Wer Zürich oder Salzburg schon besucht hat, wird hier vieles wiederfinden. Auch die Verbindung nach Argentinien wird transportiert, zum Beispiel durch eingestreute spanische Ausdrücke oder Erwähnung spezifischer Eigenschaften seiner Bewohner.
Cover und Aufmachung sind außergewöhnlich schön. Lesebändchen und großer Schrifttyp vermitteln beim Lesen ein kleines Luxusgefühl. Umso bedauerlicher, dass der Inhalt derartig enttäuscht.