Keine leichte Thematik – man sollte bereit dafür sein

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„Ent-Eltert euch!“ von Sandra Teml und Martin Wall ist ein augenöffnendes Sachbuch, das sich einem wichtigen und unterschätzten Thema widmet. Nicht unbedingt leicht zu lesen, doch wirklich lohnenswert!

Es geht um die spannende Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern – und zwar, wenn die Kinder noch wirklich Kinder sind bis hin zu der Zeit, in der sie Erwachsene sind und unter Umständen selbst Kinder haben und Eltern sind.

Im Titel steckt die Aufforderung, sich von den Eltern zu lösen. Keine Trennung, weil die Beziehung krankt, sondern eine gesunde Loslösung im Rahmen des Prozesses des Erwachsenwerdens – gerade mit dem Ziel, die Beziehung zu stärken.
Das Buch ist keines, das man einfach so nebenbei oder in einem durchlesen kann. Das liegt zum einen an der doch anspruchsvollen Ausdrucksweise mit Fachbegriffen und teilweise langen oder verschachtelten Sätzen. Zum anderen ist die Thematik nicht leicht, da die Eltern-Kind-Beziehung von allen Seiten beleuchtet wird, auch von möglicherweise dunklen, schmerzhaften und weit zurückliegenden Seiten. An manchen Stellen ist die Wortwahl auch sehr direkt und zu wenig differenzierend. Die direkte Ansprache, bei der man als Leser geduzt wird, ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, jedoch meiner Meinung passend, da es schließlich um sehr persönliche Themen geht.

Dabei wird die Symbolik des Kreises genutzt, der das eigene Selbst und „innere Zuhause“ darstellt. So bietet er einen Schutzraum, hilft jedoch auch dabei Grenzen aufzuzeigen bzw. wahrzunehmen. Für diese Visualisierung gibt es zu Beginn eine Übung, die wichtig durchzuführen und zu begreifen ist, da sie im gesamten Buch immer wieder aufgegriffen wird, um Sachverhalte zu verdeutlichen. Darüber hinaus dienen Fallbeispiele zur Verdeutlichung der Theorien.

Als Leser erhält man viele Denkanstöße und kommt automatisch dazu, sich und die Beziehung zu den Eltern zu reflektieren. Es kann dabei helfen, das System besser zu verstehen und Verständnis aufzubringen. Gleichzeitig jedoch auch ins Handeln zu kommen. Dennoch sollte man sich darüber bewusst sein, dass die Thematik nicht leicht ist und Dinge wachrütteln kann, die bisher im Verborgenen lagen. Auch kann die Gesamtthematik sich auf die Stimmung auswirken, man sollte stabil sein.

Wer sich für die Themen Selbstbestimmung und Eltern-Kind-Beziehung, Erwachsenwerden und Entelterung interessiert, ist mit diesem Buch insgesamt gut beraten.