Drachenstark und federleicht

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webervogel Avatar

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Sibil und Theo sind Freunde und wohnen ganz oben in einem Mehrfamilienhaus. Und was passiert, wenn ein matschverschmierter Fußball von dort mit lautem Kawumm das Treppenhaus runterhüpft? Sibil und Theo flitzen fröhlich hinterher und rufen den Nachbarinnen und Nachbarn im Vorbeilaufen „Entschuldigung“ zu. Einer ist gar nicht da, einer fühlt sich nicht gestört, aber vor einer Tür kippt die Einkaufstasche um, es geht etwas zu Bruch und eine Nachbarin wird nach ihrer Nachtschicht unsanft aus dem Schlaf gerissen. Als Sibil und Theo sich mit dem eingefangenen Ball wieder auf den Weg nach oben machen, üben sie Schadensbegrenzung, wo Schaden entstanden ist. Und das ist gar nicht so schwer – nicht für die Kinder, aber auch nicht für eine Erwachsene, die sich ebenfalls entschuldigt, weil sie im ersten Affekt wütend losgemotzt hat.

Ein sehr hübsch bebildertes Buch über einen wilden Ritt durchs Treppenhaus und den geordneten Rückzug. Der Mikrokosmos Mehrfamilienhaus wird schon auf der ersten Doppelseite so toll und farbenfroh illustriert, dass er auch für kleine Kinder erfassbar ist. Wir haben beim Lesen mehrmals zurückgeblättert, um nochmal zu schauen, wer wo wohnt und wie eingerichtet ist. Darüber hinaus hat mir die Botschaft dieses Bilderbuchs sehr gefallen: Dass sich alles lösen lässt, auch wenn die Dinge mal kurz aus dem Ruder gelaufen sind. Es ist – im Wording des Buches – drachenstark, wie sich Kinder und Erwachsene hier auf Augenhöhe begegnen. Da muss dann auch nichts vertuscht oder verheimlicht werden. „Sorry seems to be the hardest word“ – hier nicht! Ein temporeiches Kinderbuch, das ein auch für Erwachsene nicht immer einfaches Thema federleicht aufbereitet.