Vom Ansatz her gut, lange Zeit unterhaltsam, aber zu oberflächlich und am Ende schwach

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lesezauber Avatar

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Meinung:
Ich mag Dystopien ja echt gerne und „Equilon“ klang von der Grundvoraussetzung ziemlich gut und mal wieder erschreckend nah an einer möglichen Realität.

Die Erde ist kollabiert und nur die besten haben ein tolles Leben, alle anderen versuchen alles, um auch dahin zu kommen. Dafür gibt es Equilon, einen Algorithmus, der alles fair bewertet.

Protagonistin Jenna hat es geschafft. Sie hat sich durch viel Leistung und dank eines tollen Projekts hervorgetan und darf nun nach New Valley. Wir begleiten sie von Anfang an dabei, wie sie ihr altes Leben hinter sich lässt und von ihrem neuen Leben überwältigt wird. Ich fand den Start in die Geschichte wirklich gut. Man kann Jennas Stolz und Vorfreude, aber auch ihre Unsicherheit und ihre Zweifel immer spüren. Die Autorin hat auch emotionale Punkte, wie das Kontaktverbot zum alten Leben usw. sehr gut eingebaut und ich fand den Anfang wirklich glaubhaft und unterhaltsam.

Auch bei Dorian, dessen Sichtweise sich mit Jennas abwechselt, ging es mir anfangs so. Er hat keine Aussicht auf einen Platz bei der einen Milliarde und hat sich und sein Leben eigentlich aufgegeben. Als er dann auf die besondere Maggie und ihre Mutter Hannah trifft, ändert sich sein Leben schlagartig. Auch bei ihm habe ich die Verzweiflung gut nachvollziehen können und auch die Unsicherheiten, wie es nun weitergehen soll. Seine Begabung für Gedichte/Texte fand ich ganz nett, auch wenn mir persönlich solche Texte eher wenig geben.

Obwohl ich den Anfang ganz gut fand, hat mir schon hier etwas Tiefe im Worldbuilding gefehlt. Die „neuen“ Ideen und Lebensweisen werden zwar aufgezeigt, aber nichts davon wird erklärt oder vertieft. Bei manchen Dingen ist dies auch ok, da es zur Handlung und zur Spannung beiträgt, aber bei vielem wäre doch etwas mehr sehr schön und vor allem auch nötig gewesen.

Nach dem starken Beginn flacht die Handlung teilweise etwas ab, vor allem in Jennas Geschichte. Es geht eigentlich nur um sie persönlich und relativ wenig ums große Ganze. Obwohl ich auch ihre persönliche Geschichte recht interessant und glaubhaft fand, auch wenn manches schon ziemlich vorhersehbar wurde.

Auch bei Dorian und Maggie ging es mir insgesamt doch etwas zu einfach und zu glatt, auch wenn sie natürlich einige Hürden meisten müssen.

Leider fand ich, dass die Autorin im letzten Viertel den Bezug zu ihrer Geschichte etwas verloren hat. Da ging dann alles plötzlich sehr schnell, es wurde etwas wirr und unlogisch, was auch mit daran liegt, dass es vorher eben so wenig Tiefe gab und ihr das im Showdown etwas um die Ohren geflogen ist. Auch wenn einzelne Szenen noch was zu retten versuchen und ich den Epilog aus Maggies Sicht noch ganz süß fand, hat mich das Ende einfach nicht überzeugt. Es bleibt zu viel offen und schwammig und die Geschichte an sich wird einfach schnell vergessen werden.

Fazit:
Eine Dystopie, die vom Ansatz her sehr interessant ist und auch gut in die Geschichte startet. Ich fand die Figuren sehr gut beschrieben und mochte ihre glaubhaften Emotionen, sowie ihre Besonderheiten. Leider fand ich das Worldbuilding, trotz einiger guter Ideen, viel zu oberflächlich und in der Tiefe kaum vorhanden. Das hat trotzdem recht lange ganz gut funktioniert und solide Unterhaltung geboten, aber am Ende ist die Geschichte etwas in sich zusammengebrochen. Da wurde dann alles etwas wirr, unlogisch und total schnell abgehandelt und es bleibt einfach viel offen und total schwammig. Da hat leider auch der süße Epilog aus Maggies Sicht nicht mehr viel retten können. Da ich sonst eigentlich recht solide Unterhaltung hatte und mir auch auch immer wieder einige positive Aspekte aufgefallen sind, vergebe ich noch 3 Sterne.