Private Probleme gefährden die Ermittlung

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chrischid Avatar

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Eine junge Frau flüchtet gemeinsam mit ihrer Tochter vor ihrem gewalttätigen Ehemann, in der Hoffnung, in einem Frauenhaus vor ihm sicher zu sein. Doch dort kommt sie niemals an, das Kind wurde auf offener Straße aus einem Wagen gestoßen, die Mutter gefoltert und getötet. Besonders grausam: Der Leiche wurde das Herz entfernt. DI Phil Brennan, der seit der Trennung von seiner Frau neben der Spur ist, schießt sich schnell auf den Ehemann als Täter ein. Ein voreiliger Schluss? Als eine zweite Leiche auftaucht, der das Herz fehlt, muss das Ermittlerteam auf Hilfe von außen zugreifen – Phil Brennans Ehefrau Marina Esposito.

Entgegen der Kenntnisse der Polizei weiß der Leser von Beginn an um die häusliche Situation der Opfer. Nichtsdestotrotz hilft dies zunächst wenig im Hinblick auf die Identität und das Motiv des Täters. Letzteres jedoch wird passagenweise deutlicher, da er selbst erzählt wie es zu den Ereignissen kommen konnte, welche Vorkommnisse sein Handeln begründen. Mittels dieser Erkenntnisse und einem gewissen Gespür lässt sich der Kreis der Verdächtigen sehr schnell auf ein Minimum eingrenzen – zumindest für den Leser. Die Ermittler hingegen tappen lange Zeit im Dunkeln, verrennen sich in Theorien oder finden keinen brauchbaren Ansatz. Kommen, wie im Fall Phil Brennan, private Probleme hinzu, wird das Chaos ungleich umfangreicher.

Trotz dessen, dass man den vermeintlichen Täter bereits gefunden hat, verfolgt man das Geschehen gebannt, was nicht zuletzt an dem mitreißenden Schreibstil des Autorenduos liegt. Relativ kurze Kapitel, die zumeist einen Orts- und Perspektivenwechsel mit sich bringen, halten die Darstellung lebendig und im Fluss. Auch wenn inhaltlich eine gewisse Brutalität zum Tragen kommt, vor der man am liebsten die Augen verschließen würde, kann man nicht wegschauen. Wenn möglich würde man die Frauen eigenhändig aus den Klauen ihrer Männer befreien, eine unterschwellige Aggressivität bricht sich bahn. Immer wieder versuchen die Autoren den Leser in die Irre zu führen, streuen Hinweise, damit man von seinen eigentlichen Gedankengängen abweicht, doch wirkt dies oft zu konkret platziert und konstruiert, dass es schnell zu durchschauen ist.

Die Reihe rund um Marina Esposito und Phil Brennan ist immer ein Garant für Spannung auf höchstem Niveau. Obwohl man in diesem Fall bereits früh eine Theorie entwickelt, die sich im weiteren Verlauf immer mehr festigt, bleibt der obligatorische Sog erhalten und lässt den Leser so schnell nicht mehr aus seinen Fängen.