Der Mensch ist des Menschen Wolf

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elke17 Avatar

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Wieder einmal betritt ein uns bis dato unbekannter Schriftsteller aus Skandinavien die Thrillerbühne - und ich muss sagen, er macht seine Sache, bis auf einige wenige Abstriche gut:

Merete, eine junge Parlamentsabgeordnete Anfang 30, wird entführt und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Eingesperrt wie ein Tier in einem Verlies ohne Tageslicht, vegetiert sie über den langen Zeitraum von fünf Jahren dahin. Alljährlich an ihrem Geburtstag spricht eine ihrer Entführer mit ihr und konfrontiert sie mit der Frage nach dem Grund. Merete soll sich darüber klar werden, weshalb man ihr das antut. Aber weder sie noch der Leser findet den leisesten Hinweis auf die Ursache. Mit subtilen Foltermethoden soll sie gefügig gemacht und ihrer Erinnerung auf die Sprünge geholfen werden. Erhöhung des Luftdrucks, Licht an, Licht aus - die Entführer wenden keine direkte körperliche Gewalt an, sondern "beschränken" sich eher auf psychologische Quälereien.

Schnitt:

Zeit- und Szenenwechsel: Carl Moerck und sein Assistent Assad versuchen noch immer, auch wenn in der Zwischenzeit fünf lange Jahre vergangen sind , den Fall um die verschwundene Merete aufzuklären. Mittlerweile mussten sie sich mit den unterschiedlichsten Spekulationen beschäftigen. Welche Rolle spielt ihr Bruder? Hat sie Selbstmord begangen? Lebt sie noch? Gibt es Ansätze, um diesen doch so weit zurückliegenden Fall zu lösen?

Der Einstieg in diesen Thriller ist sehr rasant und geht an die Nieren. Meretes Gefangenschaft wird sehr eindringlich geschildert und das sind meiner Meinung nach auch die besten Absätze in der Leseprobe. Allerdings verliert die Geschichte sehr stark an Tempo, wenn auf die Gespräche der beiden Ermittler umgeschnitten wird. Das ist einfach zuviel Füllmaterial und es stört, zumindest meinen Lesefluss erheblich, wenn sich zwei Menschen im Gespräch, immer wieder mit Namen anreden. Wer soll denn sonst gemeint sein, wenn nicht der Gegenüber?

Fazit:

Ein skandinavischer Thriller mit guten Ansätzen: Ich bin gespannt, wie der Autor die Gratwanderung zwischen diesen beiden doch sehr unterschiedlichen Handlungsträngen schafft. Auf der einen Seite das Martyrium der junge Politikerin, auf der anderen Seite die zähen Ermittlungsarbeiten zweier Polizisten, die sich in einen 'cold case' verbissen haben. Man darf gespannt sein!