Aufforderung zur Erinnerung

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hundeliebhaberin Avatar

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Arno Seitz bekommt ein Prepaid-Handy zugeschickt und erhält kurz nach Empfang eine SMS mit dem Text "Erinnere dich!". Schnell wird klar, dass sich diese Nachricht auf das Verschwinden von Maja handelt. 20 Jahre zuvor hat Arno nach dem Abi mit seiner damaligen Freundin Maja und zwei weiteren Freund*innen, Lukas und Ulrike, bei der Maja spurlos verschwunden ist. Die Leiche wurde nie gefunden und obwohl die Polizei Arno verdächtigt hat, wurde Majas Verschwinden nie geklärt. Nun wird Arno Seitz durch Kurznachrichten und Anrufe, bei denen jemand mit Majas Stimme spricht, gezwungen, sich mit den damaligen Geschehnissen auseinanderzusetzen und sich zu erinnern.
Bei dem 20-jährigen Klassentreffen trifft Arno wieder auf Lukas und Ulrike, doch auch Majas kleine Schwester Anja kommt zum Treffen, um mehr über ihre verschwundene Schwester zu erfahren. Sie überredet das Trio dazu, die damalige Wanderung nun noch einmal zu machen.

Max Reiter hat den Anfang etwas schleppend gestaltet. Die Leser*innen bekommen einen recht detaillierten Einblick in Arnos Leben als Literaturwissenschaftsdozent, seine Fernbeziehung, in der es kriselt und in seine Vergangenheit mit seinem alkoholkranken und damals gewalttätigen Vater.
Nach einem guten Drittel nimmt die Handlung jedoch Fahrt auf und Reiter konnte mich fesseln: Auslösend durch die Nachrichten erinnert sich Arno an die gemeinsame Zeit mit Maja und muss sich immer stärker mit der Frage auseinandersetzen, ob er doch etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat, bzw. was damals alles vorgefallen ist und ob er selbst gewalttätig war. Dabei ist für die Leser*innen nicht immer klar, ob es sich um tatsächliche, verdrängte, Erinnerungen handelt oder um vermeintliche Erinnerungen, die durch die Nachrichten in Arnos Gedächtnis eingepflanzt wurden.

Tatsächlich hatte ich - obwohl ich natürlich einige Thesen aufgestellt habe - lange Zeit keine handfeste Spur, bei wem es sich um die anrufende Person handelt und war daher gespannt auf die Auflösung.

Nach schleppendem Beginn stellten sich immer mehr Spannungsmomente ein und ich habe mich vollkommen auf Arno Seitzs Erinnerungsprozedur einlassen können und kann "Erinnere dich!" vor allem denjenigen empfehlen, die Psychothriller ohne Blut mögen.