Perfide konstruiert

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cynthiam Avatar

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„Erinnere dich“ ist ein interessant konstruierter Thriller der mit der Zuverlässigkeit menschlicher Erinnerungen spielt. Thematisch total interessant, auch wenn der Start mir etwas zu behäbig und langatmig war. Aber als das Buch dann endlich in Fahrt kam war die Story durchaus perfide inszeniert.

Zum Inhalt: vor zwanzig Jahren ist Arno Jugendliebe Maja beim Wandern spurlos verschwunden. Der Fall wurde noch immer nicht aufgeklärt, als Arno plötzlich Nachrichten einer unbekannten Person bekommt, die ihn beschuldigt Maja ermordet zu haben. Und Arno kommen nicht nur Zweifel was seine Erinnerungen an die damalige Zeit betrifft, es kommen auch neue hinzu.

Vom Beginn der Geschichte an, bis sie endlich mal auf den Punkt dessen kommt, was im Fokus steht, vergeht leider ziemlich viel Zeit mit Geplänkel. Arnos Lebensumstände werden genauso beleuchtet, wie seine geschiedene Ehe, wobei sich der Leser schon fragen kann, wohin das führen soll. Tatsächlich fand ich dadurch das erste Drittel der Geschichte ziemlich zäh. Aber umso mehr ominöse Nachrichten Arno bekommt, umso spannender wird die Geschichte.

Verdrängte und manipulierte Erinnerungen spielen eine große Rolle in dieser Geschichte und so wie Arno beginnt an sich selbst und seinen Erinnerungen zu zweifeln, so kann sich auch der Leser nicht sicher sein, ob Arno als Erzähler glaubwürdig ist. Das hat für mich einen Großteil der Spannung ausgemacht, denn ungefähr bis zum letzten Drittel ist der Handlungsverlauf an sich relativ unspektakulär. Dann gibt es innerhalb der Geschichte nochmal einen interessanten Twist, der auch das Spannungslevel nochmal ein bisschen anhebt. Das Ende der Geschichte finde ich gut gelöst und schlüssig aufgeklärt.

Arno als Protagonist tat mir schon fast ein bisschen leid, wie er mit sich selbst und seinen Erinnerungen an die Vergangenheit hadert. Da diese aber offenbaren, dass Arno durchaus jähzornig war und Maja nicht immer gut behandelt hat, konnte und wollte ich mich trotzdem nicht so richtig auf seine Seite schlagen. Dieses zwiegespaltene Empfinden Arno gegenüber hat aber gleichzeitig dafür gesorgt, dass ich wissen wollte, was er getan hat und wohin ihn seine Erinnerungen noch führen werden. Ein sehr gelungener Kniff des Autors.

Für mich ein eher ruhiger Thriller, der einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen und in dem aufgrund von Arnos zentraler Position alle anderen Charaktere ziemlich blass bleiben. Die Grundidee hat mir gut gefallen, hätte aber ein bisschen knackiger erzählt werden können.