Erleuchtung in Klein-Roda

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nathanielle Avatar

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Als Hauptkommissar Giorgio (Jo) DeLange nach seiner Peru-Reise auf seinen Intim-Feind Neumann-von Braun trifft und diesen auf den “Leuchtenden Pfad“und seine Hippie-Vergangenheit in Klein-Roda anspricht, hat er anscheinend einen sehr wunden Punkt getroffen. Er wird noch am selben Abend von Schlägern angegriffen und Neumann bedroht seine Töchter und seine Freundin. Von da ab hat Jo Probleme, seine Beförderung wird auf unbestimmte Zeit verschoben, er wird „strafversetzt“, er und seine Freundin, die Staatsanwältin Karen Stark, entzweien sich.

 

Jo forscht natürlich weiter in der Vergangenheit, er will Neumanns Rolle in Peru und in Klein-Roda, wo 1968 Neumanns Mitbewohnerin Alexandra Raabe spurlos verschwunden ist, klären. Nach einem zweiten Überfall auf ihn, woraufhin Jo sogar mit einer heftigen Gehirnerschütterung ins Krankenhaus muss, beschließt er, sich auf Neumanns Spuren in Peru zu machen und lässt seine beiden Töchter in Karens Obhut in Frankfurt zurück und fliegt, ohne sich zu verabschieden…

 

Dies ist das erste Buch von Anne Chaplet, das ich gelesen habe. Ihr Schreibstil bedarf einer gewissen Gewöhnung, die Sätze sind meist kurz gehalten. Sie wechselt zwischen den Erzählorten und Erzählperspektiven, neu eingeführte Personen werden nicht groß vorgestellt, deren Stellung in der Geschichte ergibt sich erst im Laufe der Zeit. Mir gefällt der Stil, allerdings muss man konzentriert bei der Sache bleiben. Einige Seiten am Abend kurz vor dem Einschlafen gelesen und man weiß am nächsten Tag nicht mehr, wo man war bzw. wer da war.

 

Die Situation in Peru stellt Anne Chaplet für meinen Geschmack etwas zu drastisch dar. Ich kenne einige Peruaner und die sind eher sanftmütig und friedfertig und wollen nicht ihr Land mit Blut tränken und sind auch keine Drogenhändler oder alte Pfad-Veteranen…

 

Ansonsten ist der Krimi handwerklich gut gemacht, der Plot funktioniert, ist zwar stellenweise etwas blutig, aber es gibt keine gröberen logischen Fehler. Ohne zuviel über den Täter zu verraten, es mag tatsächlich solche Irre geben, die alles daransetzen, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

 

Ich werde mich in Zukunft nicht vor Anne Chaplet-Büchern drücken, mit ziemlicher Sicherheit auch ältere Bücher von ihr lesen, wie z.B. „Schrei nach Stille“. Mein Fazit: Durchaus empfehlenswert.