Helena und Medea

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Giorgio DeLange befindet sich auf einer Reise nach Peru mit Kollegen aus dem Polizeipräsidium Frankfurt. Neben dem touristischen Ausflugsprogramm, bei der er die Grausamkeiten der Inkas und die Höhenkrankheit kennenlernt, lässt ihn auch ein alter Fall keine Ruhe: 1968 ist in Klein-Roda Alexandra Raabe verschwunden. Einer ihrer Mitbewohner war Charly, heute Dr. Karl-Heinz Neumann-v. Braun. Er hat danach eine Grundschule in Ayla gegründet, weshalb Giorgio den Ort besichtigen möchte. Dies löst bei seinem peruanischen Kollegen Tómas keinerlei Begeisterung aus, den das war der Beginn des Leuchtenden Pfades. Wieder zurück in Deutschland geht Giorgio mit Staatsanwältin Karin Stark auf den Frankfurter Maskenball. Dort begegnet er zufällig Neumann und dessen Frau und wird von ihm auf der Toilette bedroht. Sein Leben verändert sich…
Parallel dazu wird in Klein-Roda eine entstellte Leiche auf einem Grab entdeckt. Paul Bremers Nachbar Gottfried stößt auf sie und muss daraufhin ins Krankenhaus. Paul Bremer stellt fest, dass die Dorfgemeinschaft zusammenhält und etwas zu verbergen scheint. Er gehört als Zugezogener einfach nicht richtig dazu.

Ich habe schon mehrere Krimis von Anne Chaplet gelesen, muss aber sagen, dass dies wohl der schlechteste war. Der Schreibstil war nach wie vor sehr gut, und das Buch hat sich flüssig und schnell lesen lassen. Die Charaktere sind lebendig und plastisch dargestellt; man kann sich gut in sie und die jeweilige Situation hineinversetzen. Auch ihr Privatleben ist interessant. So muss Giorgio z. B. mit seiner übertriebenen Fürsorge für seine beiden Töchter zurechtkommen und weiß einfach nicht, wie sein Verhältnis zu Karin ist. Aber irgendwie haben mir der letzte Pep und das gewisse Etwas gefehlt. Spannung war zwar immer vorhanden, denn ich wollte natürlich wissen, was mit Alexandra passiert und wie Neumann in die Sache verwickelt ist. Aber richtig gefesselt hat mich die Story nicht. Teilweise fand ich die Handlung abstrus, vor allem bei Giorgios zweiter Reise nach Peru. Die Lösung der Fälle kam plötzlich und war nur teilweise überraschend.

Im Mittelpunkt des Krimis stehen wieder die drei alt bekannten Figuren: Karin Stark, Paul Bremer und Giorgio DeLange, wobei letzter diesmal die größte Rolle einnimmt. Die wechselnden Sichtweisen machen das Buch interessant, weil man Dinge weiß, die den Charakteren nicht bekannt sind. Ich denke, auch wer zum ersten Mal ein Buch von Anne Chaplet liest, hat jedoch keine Probleme, sich zurechtzufinden. Aus dem Nachwort geht hervor, dass Alexandra Raabe bereits in „Schrei nach Stille“ eine Rolle spielt. Ich habe dieses Buch gelesen, muss aber gestehen, dass ich mich kaum noch an den Inhalt erinnere. Dies ist für „Erleuchtung“ aber in der Tat unerheblich. Man kann das neue Buch völlig unabhängig vom ersten lesen und hat keinerlei Verständnisschwierigkeiten.

Das Cover des Buches macht einen düsteren Eindruck, was mich sofort an einen Krimi denken lässt. Es passt gut zum Inhalt - wie auch der Titel, der gleich in mehrfacher Hinsicht Bedeutung hat. Der Text auf der Rückseite verrät meiner Meinung nach sehr viel. Da er aber nicht allzu sehr ins Detail geht, nimmt er nicht zu viel vorweg.

Das Fazit fällt mir diesmal schwer. „Erleuchtung“ ist ein unterhaltsamer Krimi, der für Lesevergnügen sorgt. Aber richtig überzeugen konnte mich der Inhalt leider nicht. Deshalb kann ich das Buch nur bedingt weiterempfehlen. Wer Anne Chaplet mag, wird sicherlich nicht völlig enttäuscht sein. Wer noch nichts von ihr gelesen hat, sollte jedoch besser mit einem anderen Buch beginnen.