Ein Mittelalterroman, der mir gefällt? WHAT?

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herr_stiller Avatar

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Ich lese ja nie historische Romane. Zumindest keine, die vor dem 20. Jahrhundert spielen. Wirklich nie. Aber: Dieser hier hat mich gecatcht. Warum?

Da ist schon der Titel - Essex Boys. Erinnert mich an Frank Turners England-Album, an den Song Wessex Boy. Ja, Essex ain't Wessex, aber close enough. Ich war schon einmal am Haken.

Dann: Dan Jones. Ist mir schon mehrfach in Dokus begegnet, denn History Dokus schaue ich dann doch ab und an. Und in seinen Podcast habe ich auch schon reingehört.

Und schließlich: das Cover. Ich weiß nicht genau, wie C. H. Beck es geschafft hat, aber im Gegensatz zu vielen historischen Romanen, bei denen ich schon beim Cover ahne, dass dieses Buch nichts für mich ist, gefällt mir das.

Also gleich drei Treffer, nach denen ich mich bereit für die Leseprobe fühlte. Und die hat dann alles drei noch mal unterstrichen: Dan Jones nimmt die Leser:innen direkt mit in die Szenerie. Es klingt überhaupt nicht altbacken, man fühlt sich wie in einer modernen Netflix- oder Whatever-Serie. Ein unglaublich spannend, humorvoll, schnell geschrieber Stil, der mit dem (zumindest in meinem Kopf) verkitschten Genre "Historischer Roman" aufräumen kann.

Und schon nach wenigen Zeilen habe ich Lust, die Essex Boys auf ihrem Feldzug durch Frankreich zu begleiten, wohlwissend oder zumindest ahnend, dass nicht alle gesund und mit den Taschen voller Geld zurück nach England kehren werden.

Das Wichtigste: Dan Jones ist Historiker. Das Buch dürfte authentischer sein als viele andere Mittelalterromane, denn alles andere würde ihm, gerade ihm, doppelt und dreifach um die Ohren fliegen. Wichtiger aber: Das Buch wird unterhaltsam sein. Dafür steht Dan Jones wie kein zweiter Historiker und auch die ersten Seiten von Essex Boys. Ganz klar: Ich habe nach Ewigkeiten mal wieder richtig Lust auf einen Mittelalterroman. Etwas, dass ich von 2023 nun wirklich nicht mehr erwartet hätte.