Der hundertjährige Krieg "von unten"

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Bislang war Dan Jones vor allem als Historiker und TV-Host bekannt. Nun hat er sich mit „Essex Dogs“ erstmalig an einen Roman gewagt. Für mich ein folgerichtiger Schritt, denn schon seine Sachbücher sind spannender und lebendiger als viele historische Romane geschrieben.

In „Essex Dogs“ lernen wir eine Gruppe von Söldnern kennen, die im Hundertjährigen Krieg in Frankreich als Vorhut der regulären englischen Truppen kämpft. Dabei nimmt sich Jones die Zeit, die einzelnen Charaktere einzuführen und ihnen Tiefe zu verleihen. Und so gewinnt man als Leserin oder Leser den bunt zusammengewürfelten Haufen aus Engländern, Walisern und Schotten schnell lieb, auch wenn die Geschichte der Truppe oftmals durchaus brutal ist.

Jones nimmt dabei konsequent die Perspektive der Söldner ein, er beschreibt den Krieg aus der Sicht der Soldaten und nicht aus der Sicht des Adels. Diese Perspektive unterscheidet sich von vielen anderen Romanen, die oft nach dem Motto „junger Krieger kämpft sich nach oben und rettet schließlich dem König oder einem hohen Adligen das Leben“ ablaufen. Denn die Protagonisten in „Essex Dogs“ kämpfen in erster Linie darum, den Konflikt zu überleben und Beute zu machen. Das mag weniger heroisch sein als in vielen anderen Romanen, wirkt dafür aber umso authentischer.

Dabei gelingt es Jones sehr gut, die Abenteuer seiner Truppe in das historisch verbürgte Geschehen einzubauen, so dass der er ein durchaus schlüssiges Bild zeichnet. Sein Roman schafft dabei mühelos die Balance zwischen brutalen Szenen und nachdenklichen, teilweise sogar gefühlvollen Episoden. Ich fand den Perspektivwechsel, den er mit seiner Geschichte vollführt, wirklich spannend und freue mich schon auf die nächsten Bände seiner Trilogie, denn den hundertjährigen Krieg „von unten“ kannte ich bisher noch nicht.