Erwache Eisen!

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Dan Jones wurde bekannt mit spannend geschriebenen Sachbüchern über die englischen Könige und das Mittelalter, nun versucht er sich an seinem ersten Roman. Mit halben Sachen gibt er sich auch hier nicht zufrieden: die Erzählung ist gleich als Trilogie ausgelegt, wobei Band 1 kurz nach der berühmten Schlacht bei Crécy endet.

Nach all den seichten „Die Tochter/Frau/Braut des xy“ mit ihren Frau-von-hinten-vor-Burg-Buchcovern die momentan den Buchmarkt fluten tut es wahnsinnig gut zu sehen, dass es auch noch historische Romane mit einem anderen Fokus gibt. Und ganz ohne konstruierte muss-dabeisein-Lovestory. Was Dan Jones stattdessen liefert ist die Perspektive der Soldaten, die in ihrer Summe zwar das englische Heer ergeben, einzeln für die Lords aber ersetzbar sind.

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„Ist jemand reingefallen?“ fragte Northampton mit einem Blick auf den Fluss. „Niemand Wichtiges“, antwortete Warwick. [Essex Dogs, Seite 380]
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Und so erhalten wir einen Einblick in das Soldatenleben und erleben die Gräuel des Krieges mit Staub, Schlamm, Blut und irgendwie auch der Sinnlosigkeit des ganzen Sterbens. Es gibt keine Glorifizierung, keine edlen Ritter der Tafelrunde, keinen übertriebenen Patriotismus. Stattdessen Soldaten, die brandschatzend und mordend das Land erobern und öfter mit den Folgen von Hitze und Mangelernährung zu kämpfen haben als gegen den Feind.

Bei den Charakteren stehen zwei mehr im Fokus als der Rest der Söldnergruppe, so dass mir vor allem die beiden erfahrenen Bogenschützen noch etwas fremd blieben. Da hatte ich mir vor allem zum Ende hin, bei der Schlacht bei Crécy, viel mehr erhofft, denn dort spielten die überlegenen englischen Langbögen eine entscheidende Rolle. Überhaupt hätte es von der Militärtaktik gerne ein wenig mehr sein dürfen. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn was Dan Jones abliefert ist ein spannender Roman, der mich bis zur letzten Seite begeistern konnte.

Fazit
Dan Jones bringt sein umfangreiches Geschichtswissen gekonnt ein, ohne den Leser zu überwältigen und liefert eine packende Perspektive auf den Hundertjährigen Krieg.