Geschichtsunterricht in Blockbusterqualität

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mellidiezahnfee Avatar

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Das Buch hat mich absolut fasziniert. Ich kannte bisher nur "Mächte und Throne" von diesem Autor und hatte dort ein wenig den etwas zu trockenen und erklärenden Schreibstil des Autors bemängelt.
Bei Essex Dogs" ist das ganz anders, ich hatte das Gefühl, in einer Zeitkapsel zu sitzen, die mich direkt an den Ort des Geschehens gebracht hat. Das Buch handelt vom Hundertjährigen Krieg und erzählt von einer fiktiven Söldnertruppe, den "Essex Dogs". Detailliert beschreibt Dan Jones die damalige Zeit und das Kriegshandwerk. Rund um den König, sein Gefolge und die jeweiligen Animositäten spinnt der Autor eine Geschichte, die auf fiktiven Hauptfiguren aufbaut, bei der aber alle Nebenfiguren und Schauplätze real sind. Oft habe ich mich über die damaligen hygienischen Verhältnisse gegruselt, aber auch laut gelacht über die kreativ verrückten Schimpftiraden von Scotsman.
Auch damals gab es schon Suchtprobleme, wobei Bier durchaus die gesündere Wahl war, da das Wasser damals oft extrem verschmutzt war. Auch die ganze Logistik eines Krieges ist hier sehr eindrucksvoll, wenn auch manchmal etwas zu ausschweifend beschrieben. Durch die zehn Hauptpersonen kommt nie Langeweile auf, da jeder seine eigene Persönlichkeit mitbringt und zudem die stillen Walliser immer für die eine oder andere Überraschung gut sind. Frauen gibt es in diesem Buch nur eine, alle anderen am Rande erwähnten weiblichen Wesen sind Bewohnerinnen der geplünderten Orte, wobei ich diese Willkür des - nicht vorhandenen - Rechtssystems schon krass fand. Zumal jeder der einzelnen Feldherren irgendwie immer einen anderen Befehl gab als der andere. Wie sollten sich die Menschen in diesem Wirrwarr zurechtfinden?
Ja, es fließt viel Blut in diesem Buch, in jeder Schlacht und manchmal auch einfach so, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm, da der Autor durch seinen konzentrierten Schreibstil die Handlung in den Vordergrund stellt und nicht die Grausamkeiten eines Krieges. Etwas vermisst habe ich eine ausführlichere Charakterisierung der Hauptprotagonisten, aber dann wären die geschichtlichen Ereignisse zu kurz gekommen, also geht das in Ordnung. Außerdem habe ich mich gefreut zu lesen, dass es sich wohl um eine Trilogie handelt, also wird es wohl noch weitere Abenteuer der "Essex Dogs" geben. Juhu.
Wenn es erlaubt wäre, würde ich dieses Buch jedem Geschichtslehrer empfehlen, es ist eine sehr tolle beschreibung des Hundertjährigen Krieges, und ganz ehrlich?
Ich würde dieses Buch am liebsten verfilmt im Kino sehen.
Fazit: Geschichtsunterricht in Blockbuster-Qualität.