Entwaffnend ehrlich

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rebekka Avatar

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Ach tut das gut! Eine Alleinerziehende, die ganz pragmatisch an die schwere Aufgabe herangeht, zwei Kinder ohne jede Unterstützung durch einen Ehemann aufzuziehen und auch noch alle Welt an ihren nicht immer erfreulichen Erlebnissen teilnehmen zu lassen, ist wohl eine Seltenheit. Über- und Helikoptermütter werden Katja Zimmermann wahrscheinlich hassen für manche ihrer Aussagen. Wir anderen, die wir die Mutterschaft nicht nur als reines Glück sondern oft auch als schwer zu bewältigende Herausforderung sehen, lieben die Autorin für ihre entwaffnende Ehrlichkeit vermutlich auf Anhieb. Viele ihrer Sätze verdienen es, dick und rot unterstrichen zu werden: "Selbstgekochter Babybrei, selbstgeschrotetes Dinkelmüsli und eingekochte Biomarmelade? Dazu war mir meine Zeit definitiv zu kostbar... Meine Wohnung sah aus, als hätte Hurrikan Katrina nicht in New Orleans, sondern in Berlin Mitte gewütet. 'Das bißchen Haushalt' war für mich wirklich kein Problem, da ich nur das Nötigste erledigte. Putzen ja, aufräumen war nicht mehr drin". Gewagt, aber nur zu wahr auch die Aussage: "Ich wußte von Anfang an, dass ich es nicht schaffen würde, eine perfekte Mutter zu sein. Wieso sich also selber quälen?" Und ihre Erkenntnis: "Oberstes Gesetz war, es uns allen gut gehen zu lassen. Wenn es mir nicht gutging, würde ich unfähig sein, meinen Kindern die Aufmerksamkeit und Liebe zu geben, die sie verdienten" ist wohl das wichtigste Prinzip, das eine Mutter haben kann.
Die Leseprobe macht also neugierig auf mehr. Allerdings hat sie für mich auch das Wichtigste schon vorweggenommen und ich frage mich bang: Was kann da jetzt noch kommen? Hoffentlich wird der Rest nicht langweilig!