Die Rama-Familie mit nur einem Elternteil

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Cover und Klappentext haben mich als ehemalige Alleinerziehende sofort angesprochen. Oft habe ich mir in der Vergangenheit gewünscht, mir würden ebenfalls noch weitere Arme wachsen, um zwei Kinder zu versorgen, zu bändigen, zu trösten und ihnen Halt zu geben. Die Aufgaben einer Alleinerziehenden sind so umfangreich wie notwendig. Als Mutter möchte man immer das Beste für seine Kinder. Ernährung steht da ganz oben auf der Liste. Von daher lässt der Titel eine witzige Lektüre mit allerlei Anekdoten vermuten, wie man bei der einen oder anderen Situation Fünfe gerade sein ließ. Das ist aber nur bedingt richtig.

Katja Zimmermann stellt hier tatsächlich eine überraschend entspannte Lösung für ein Zusammenleben mit Kindern vor, bei dem man als einziger Erwachsener die gesamte Verantwortung für die Minderjährigen hat. Schon ihre am Beginn aufgezählten Leitsätze beinhalten so viel Richtiges. „Störe niemals ein zufriedenes Kind“ ist nur einer davon. Sie berichtet aber auch davon, dass es in ihrer Küche manches Mal aussah, als wäre ein Wirbelsturm durchgefegt. All diese Dinge konnte ich so nachfühlen. Sie erzählt von anderen Müttern, die durch Hilfe ihrer Männer mehr Freizeit hatten, was sie aber nicht zufriedener machten. Immer bemüht sie sich, beide Seiten der Medaille vorzustellen.

Das Buch ist aber weit mehr als ein humorvoller Lebensbericht der Autorin. Sie analysiert nebenbei die Ausgangssituation und später mit hoher Selbstreflektion, was ihre Bedürfnisse sind. Wer sich in dieser Zeit nicht auch selber ernst nimmt, vermittelt den Kindern ein ungewolltes Weltbild. 1,6 Millionen Alleinerziehende in Deutschland können davon ein Lied singen. Ein Großteil von ihnen hatte anfangs denselben Traum, ihren Kindern eine Familie zu geben, in der sie sich geschlechtsspezifisch gemäß ihrer Entwicklung orientieren können. Diese traditionelle Rollenverteilung ist auch in den Gesetzen noch so verankert, dass Abweichungen erhebliche Einbußen in Beruf und Finanzen bedeuten. Wer sich also wundert, wieso die Haushaltskasse immer so früh leer ist, bekommt hier weiterführende Hinweise zu Informationsquellen.

Die Kapitel handeln oft auch von befreundeten Frauen in derselben Situation. Ihre Erfahrungen fließen als weitere Möglichkeit der Umsetzung mit ein. Obwohl jede Geschichte anders ist, findet man auch immer den gemeinsamen roten Faden. Die Väter sind mal sehr engagiert in der Erziehung, mal wohnen sie auf einem anderen Kontinent, mal zahlen sie ausreichend Unterhalt, mal gar nicht. Aus allen Schilderungen finden sich betroffene Leserinnen sicher irgendwo wieder. Das Buch kann Trost spenden, mit der Literaturliste im Anhang aufklären oder eine andere Sicht auf die Dinge vermitteln. Auf alle Fälle vermittelt es ein Wir-Gefühl und ist auch für Familie und Freunde der 1,6 Millionen Elternteile lesenswert.