Etta and Otto and Russell and James

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"Etta and Otto and Russell and James" ist ein außergewöhnliches Buch. Im Zentrum steht Etta, 82 Jahre alt, die eines Tages loszieht, um einmal das Meer zu sehen. Doch sie nimmt nicht den Zug oder den Bus, sondern ist überzeugt davon, die 2000 Kilometer bis zur Küste zu laufen. Ihr Begleiter ist James, ein Kojote, der ihr auf ihrem Weg begegnet, sie begleitet und beschützt. Doch die Geschichte besteht eigentlich aus drei Erzählsträngen und das ist das Interessante an diesem Buch. Im ersten begleiten wir Etta auf ihrer Wanderung zum Meer. Der zweite beschreibt, wie Otto, Ettas Mann, damit umgeht, dass Etta ihn für diese Reise verlassen hat, aber zurückkommen will, "falls sie es nicht vergisst". Der dritte, und für mich spannendste, erzählt die Geschichte, wie alles angefangen hat und sich entwickelt hat zwischen Etta, Otto und Russell, der gerne Ottos Platz eingenommen hätte. Wir tauchen ein in Ottos Vergangenheit, das Trauma, das er durch den Krieg erfahren hat und das auch irgendwie Etta beeinflusst hat und erfahren, was zwischen Russell und Etta währenddessen passiert ist.

Ich fand es gut, dass zwischen diesen drei Strängen immer hin und her gesprungen wurde. Zuerst hat es mich noch verwirrt, da ich nicht genau wusste, wo ein neues Kapitel neu ansetzt, doch je mehr man die Charaktere und ihre Geschichte kennen lernt, um so mehr werden die Zusammenhänge deutlich und es macht alles einen Sinn.

Ich fand es sehr angenehm mal wieder ein Buch in englischer Originalsprache zu lesen. Emma Hooper schreibt zum Großteil in leicht verständlicher Sprache mit kurzen Sätzen. Manche Absätze musste ich aber doppelt lesen, obwohl ich mein Englisch als sehr gut bezeichnen würde, aber das liegt einfach an ihrem Schreibstil. Manchmal gibt es Sätze, die über eine halbe Seite gehen, mit vielen Wortwiederholungen drin. Die Autorin braucht eigentlich nicht viele Worte, um ihre Geschichte zu erzählen, doch manchmal hätte ich mir doch ein paar Details mehr gewünscht. Vor allem zum Schluss wird es ein wenig verwirrend und man weiß nicht mehr genau, was Realität oder Ettas Fantasie entsprungen ist. Doch das muss nicht unbedingt ein Kritikpunkt sein, denn es ist doch das Motiv von Kunst, wozu auch Literatur gehört, dass der Leser sich seine eigene Meinung über das Geschriebene bilden kann. Das Ende des Buches hat meine Fantasie jedenfalls angeregt und mich zum Nachdenken gebracht. Ich habe die Zeit, die ich mit Etta auf ihrer Reise verbringen durfte, sehr genossen.