Life is just a long loop.

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Kriegserlebnisse sind eindrücklich. Ich kannte einen Mann, der mir jedesmal, wenn ich ihn traf, vom Rußlandfeldzug erzählte. Er hat alles vergessen, aber das Grauen jener Tage hat er behalten. Es ist für immer in sein Hirn gebrannt. Davon u.a. schreibt Emma Hooper. Sie schreibt über Menschen, die optimisisch gewillt sind, das Entsetzen, das sie erlebten, unter die Füsse bekommen, sie tun, was zu tun ist, machen einfach weiter, irgendwie. Doch es geht nicht. Sie können das Trauma nicht bewältigen. Bis ins Greisenalter hinein verfolgen und beeinflussen die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs das Leben von Edda, Otto, Russell und, ja, letztlich auch von James.

Etta und Otto. Beide jung vertraut mit Leid und der Härte des Daseins. Sie leben auf trockenem, staubigem Farmland in Saskatchewan. Es gibt schon ohne Weltkrieg wenig Zukunft. Edda ergattert den einzigen Lehrerposten weit und breit. Otto ist Nr. 7 von 14 Kindern. Er will hinaus. Was erleben. Lässt sich rekrutieren. Der Briefwechsel mit Edda ist für ihn der Rettungsring, so weiss er, dass das eintönige, aber beruhigende Leben, das er hinter sich gelassen hat, wirklich einmal existiert hat und es vielleicht eine Hoffnung auf Rückkehr gibt.

Die Autorin Emma Hooper bringt dem Leser durch geschickte Stilmittel den ländlich geprägten Menschen nahe, der nur simple, gleichwohl wirkungsvolle Mittel hat, sich verständlich zu machen, „these days we march and march and march and march“ (Wiederholungen); „the morning came before morning“ (Raketenfeuer), oder sie bietet mehrere Möglichkeiten einer Reaktion an; sie scheut sich auch nicht vor mystischen Elementen.

Zeiten und Personen verschwimmen ineinander, Realität spielt eine untergeordnete Rolle. Das Leben ist nicht logisch erklärbar. So muss auch die Handlung nicht in allem erklärbar sein. Sie geschieht, wie auch Leben eben einfach geschieht. Was ist das Leben? „It’s a loop, it’s just a long loop”, sagt Etta zu Otto, ein Erklärungsversuch für Unerklärliches.

Fazit: Emma Hooper schreibt sehr leicht, naiv wie ihre Figuren, doch niemals lächerlich über ein Kriegstrauma, von dem wir uns alle wünschen, es müsste niemals wieder jemand erleben. Ein Wunschtraum natürlich. Aber ein Traum, der lebendig bleiben muss.

Kategorie: gute Unterhaltung // Verlag: Penguin Books, 2015